News: Das frohe Lied einer parasitenarmen Jugend
Buchanan und drei Kollegen nahmen Blutproben von 73 Rohrsängern, um deren Parasitenbefall zu testen, und analysierten außerdem ihren Gesang (Animal Behavior). Sie erwarteten, daß die Anzahl der Parasiten mit steigender Dauer des Gesangs abnehmen sollte, berichtet Buchanan, weil ein befallener Vogel weniger Energie aufwenden kann. "Wir waren jedoch überrascht, daß eine viel stärkere Verbindung zur Komplexität des Gesangs bestand", sagt sie. Vögel, die parasitenfrei waren, besaßen eine größere Vielfalt an Silben (im Durchschnitt 65) in ihrem Vokabular als Vögel mit Parasiten (55). Weil der Schilfrohrsänger den größten Teil seines Gesanges sehr früh in seinem Leben lernt, deuten diese Ergebnisse darauf hin, daß die Weibchen mit der Komplexität des Gesanges weniger die aktuelle körperliche Verfassung des Männchens bewerten als vielmehr dessen Gesundheit und Widerstandsfähigkeit seit der Kindheit.
"Wir wissen, daß Weibchen Männchen mit einem komplexeren Gesangsrepertoire bevorzugen" , sagt William Searcey, ein Verhaltensökologe an der University of Miami in Florida. "Aber der Grund für diese Bevorzugung war bislang rätselhaft." Der Schilfrohrsänger reiht sich damit in eine wachsende Liste von Arten ein – darunter die Schwalbe und die Felsentaube –, deren Weibchen dafür bekannt sind, parasitenfreien Männchen zu bevorzugen. Bei den meisten dieser Vögel jedoch zeigt das Gefieder den Gesundheitszustand an. Der Rohrsänger ist das erste Beispiel eines Vogels, dessen Gesang seine Verfassung widerspiegelt.
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