Materialwissenschaft: Das Geheimnis der Chamäleon-Edelsteine
Alexandrit ist ein außergewöhnliches Material: 1830 in Russland entdeckt und nach dem späteren Zar Alexander II. benannt, wechseln die seltenen Edelsteine je nach Beleuchtung ihre Farbe. Bei Tageslicht leuchten sie grün wie ein Smaragd, bei Kerzenschein hingegen rubinrot.
Forscher vermuten schon lange, dass das besondere Farbenspiel mit winzigen Verunreinigungen zusammenhängt: Chromatome im Inneren des Kristalls absorbieren blaues und gelbes Licht, so dass Alexandrit nur den grünen und roten Teil des Lichtspektrums reflektiert. Da Kerzenlicht mehr Rotanteile enthält als Sonnenstrahlen, lässt sich so der Farbwechsel in verschiedenen Umgebungen erklären, zumindest oberflächlich.
Daneben scheint auch eine Besonderheit der menschlichen Wahrnehmung eine Rolle zu spielen, wie nun eine Gruppe um David Dunstan von der Queen Mary University in London in »Science Advances« berichtet: Die Forscher haben sich zwei Edelsteine aus dem Naturhistorischen Museum in London ausgeliehen und verschiedene Tests auf Farbtafeln mit ihnen durchgeführt.
Demnach sendet Alexandrit bei Kerzenschein durchaus auch grüne Wellenlängen aus sowie etwas rotes Licht bei Sonnenschein. Da aber sämtliche Zwischentöne fehlen, springt unser Gehirn nicht auf diese Signale an: Normalerweise weist es geläufigen Gegenständen feste Farben zu, die die Objekte auch dann behalten, wenn sich die Beleuchtung stark verändert. Ein grüner Apfel erscheint uns daher auch bei Sonnenuntergang noch grün. Bei Alexandrit scheint diese als Farbkonstanz bekannte Korrektur nicht zu funktionieren – was den Forschern zufolge zum Chamäleoncharakter der Edelsteine führt.
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