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News: Das Geheimnis der Genlisea

Die merkwürdigen Strukturen der Genlisea-Pflanze galten bislang als Rätsel. Von Wissenschaftlern der Universität Bonn konnte es jetzt gelöst werden: Genlisea lockt Einzeller mit wasserlöslichen Duftstoffen in ihre unterirdische Falle und verdaut sie.
Über der Erde ist die Genlisea eher unscheinbar: Zarte Blüten an bis zu zehn Zentimeter langen Stengeln, die an Löwenmäulchen erinnern. Was diese Pflanze so bizarr und geheimnisvoll macht, befindet sich unter der Erde, wie der Botaniker Wilhelm Barthlott von der Universität Bonn erklärt: "Da gibt es einen kleinen Kessel, eine kleine Blasenstruktur und am Ende zwei Ärmchen, die korkenzieherartig gedreht sind. An den Ärmchen gibt es – spiralig angeordnet – eine Reihe von sehr kleinen Öffnungen mit einer Art von nach innen gerichteten Reusenhaaren. In Wirklichkeit sind das gar keine Wurzeln, sondern wahrscheinlich umgebildete Blätter."

Schon Charles Darwin vermutete vor über hundert Jahren, daß diese merkwürdigen Strukturen dem Beutefang dienen könnten. Doch der Nachweis stand bislang aus, zumal im Inneren der vermeintlichen Fallen nichts als ein wenig Schleim nachgewiesen werden konnte. Die Winzigkeit der Öffnungen brachte Barthlott auf die entscheidende Idee. Die Opfer der Genlisea müssen so klein sein, daß sie hindurch passen. Und sie müssen so schnell verdaut werden, daß schon nach einer halben Stunde nichts als Schleim zurückbleibt. In Betracht kamen damit lediglich Einzeller: Amöben, Wimperntierchen, Pantoffeltierchen.

Der Nachweis gelang den Bonner Botanikern durch die Fütterung der Genlisien unter dem Mikroskop: Wie magnetisch angezogen sieht man Pantoffeltierchen auf die Fallenöffnungen zuschwimmen und im Inneren verschwinden. Dort werden sie von Verdauungsenzymen in Minutenschnelle zu einer schleimigen Masse verarbeitet. Genlisea ist damit die einzige bis heute bekannte Pflanze, die tierische Einzeller frißt. Und sie setzt eine wasserlösliche Substanz ein, um ihre Opfer anzulocken.

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