Alte Ägypter: Das Geheimnis der Ibis-Mumien
Die alten Ägypter bestatteten nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Mit Abstand am häufigsten sind Archäologen auf Mumien der Vogelart Heiliger Ibis (Threskiornis aethiopicus) gestoßen: Allein in der Nekropole von Sakkara wurden 1,5 Millionen der Tiere bestattet, in der Grabstätte Tuna el-Gebel ganze vier Millionen. Die Ägypter der 26. Dynastie (664-525 v. Chr.) und späterer Generationen verehrten die bis zu 75 Zentimeter großen Vögel, ließen sie vereinzelt in ihren Tempeln leben und überbrachten sie in großen Mengen dem Gott Toth als Opfer.
Aber woher nahmen die Menschen all die Vögel? Manche Hieroglyphen aus dieser Zeit lassen sich so interpretieren, dass die Ägypter in ihren Tempelanlagen riesige Ibis-Tierfarmen unterhielten, um einen stetigen Nachschub zur Hand zu haben. Eine Genanalyse von 14 Ibismumien bringt diese Theorie nun jedoch ins Wanken: Das mitochondriale Erbgut der Tiere weise eine überraschend große Vielfalt auf, die der heutiger Ibis-Populationen in Zentralafrika ähnele, berichtet ein Team um Sally Wasef von der australischen Griffith University auf dem Preprint-Server bioXriv.
Den Forschern zufolge deutet das darauf hin, dass die Tiere auch vor 2500 Jahren schon in freier Wildbahn lebten. Möglicherweise ist eine Kombination mit der Zuchthaltung die schlüssigste Erklärung: Die Ägypter hielten die Tiere in eher kleinen Habitaten und ergänzten diese Population immer wieder durch Ibisse aus der Wildnis. Alternativ könnten die Tierfarmen auch immer nur für eine Saison gefüllt gewesen sein. In diesem Fall wäre der gesamte Bestand in kurzer Zeit geopfert worden und durch frisch eingefangene Wildtiere ersetzt worden.
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