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Das Herz von Eta Carinae: Schärfste Aufnahmen des spektakulärsten Doppelsterns

Astronomen haben Teleskope zusammengeschaltet, um genauer als je zuvor ins Herz des spektakulärsten Doppelsternsystems zu schauen. Dort toben unvorstellbare Stürme und Energien.
Das Doppelsternsystem Eta Carinae mit Homunkulusnebel

Der eindrucksvolle Homunkulusnebel des Doppelsternsystems Eta Carinae im Sternbild Schiffskiel ist das vielleicht am häufigsten fotografierte Objekt am Südsternhimmel und astronomisch ungemein reizvoll: Bei einem gigantischen Helligkeitsausbruch strahlte das 7500 Lichtjahre entfernte System Mitte des 19. Jahrhunderts zeitweise als zweithellstes Objekt am Nachthimmel nach Sirius. Seitdem arbeiten Astronomen mit immer besseren Beobachtungen, 3-D-Modellierungen und Simulationen unermüdlich daran, aufzuklären, was die beiden Sterne von Eta Carinae damals derart hell erstrahlen ließ. Einen bis dato unerreicht genauen Blick ins Zentrum des Geschehens steuern nun Gerd Weigelt vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie und ein Team internationaler Kollegen bei: Sie feilten an der Kapazität des Very Large Telescope Interferometer (VLTI) des Paranal-Observatoriums der Südsternwarte, um die schärfste Aufnahme aus dem spannenden Kernbereich zwischen den beiden Doppelsternen zu schießen.

Bislang schärfste Aufnahme von Eta Carinae | Dies ist die bisher schärfste Aufnahme, die je von Zentralbereich des Doppelsternsystems Eta Carinae gemacht wurde.

Dort, im Schwerpunkt von Eta Carinae, den ein Stern von etwa 30 Sonnenmassen und ein Riese von 90 Sonnenmassen umkreisen, treffen die von beiden Partnern ausgehenden Sonnenwinde heftig aufeinander, heizen sich extrem auf und setzen enorme Mengen von Röntgenstrahlung frei. Diesen Kernbereich – er ist rund 1000-mal kleiner als der mit dem Teleskop gut sichtbare Homunkulusnebel um Eta Carinae – stellten die ESO-Astronomen mit Hilfe einer Interferometer-Zusammenschaltung von vier VLT-Teleskopen nun zehnmal schärfer dar als zuvor. So enthüllen sich unerwartete Details wie eine Jet-Ausstülpung, dort wo der Sternenwind des heißeren kleineren Sterns in den dichteren Sonnensturm des großen Partners eintaucht. Zudem gelang es, die Geschwindigkeit der aufeinanderstoßenden Sonnenwinde anhand des Dopplereffekts zu messen: Die Sonnenwinde erreichen demnach Spitzengeschwindigkeiten von mehreren Millionen Kilometern pro Stunde.

Von den Sternen ausgeschleuderte Materie war einst Ursache der berühmten Helligkeitsausbruchs, der von 1838 bis 1858 von der Erde aus zu beobachten war. Der größere Stern von Eta Carinae hatte damals – wohl bei einem plötzlichen Anstieg der Kernreaktionen und einer entsprechend plötzlichen Energiefreisetzung – große Mengen an Gas aus der äußeren Hülle abgestoßen, die auf den kleinen Begleiter abströmten. Dieser setzte dann Gravitationsenergie frei, die den Helligkeitsanstieg auslöste. Nicht auf die kleinere Sonne gestürzte Gasreste sammelten sich dann in Form der riesigen Gasblasenhantel des Homunkulusnebels.

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