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News: Das Hörgerät im Kopf

Für die Mehrzahl der Innenohrschwerhörigen kann selbst mit modernster Hörgerätetechnik keine die Patienten zufriedenstellende Hörrehabilitation erzielt werden. Für diese große Zahl von Betroffenen ohne adäquate Versorgung sind teilimplantierbare Hörgeräte entwickelt worden, die konventionellen Hörgeräten besonders bei Klangtreue und Sprachverständlichkeit deutlich überlegen sein können. Allerdings können sie den Kranken durch außen an Kopf oder Körper zu tragende Teile stigmatisieren. Auch nutzen sie die Störschallunterdrückung sowie die auditorische Raumorientierung mittels des äußeren Gehörgangs noch nicht aus. Am Klinikum der Universität Tübingen wurde weltweit zum ersten Mal einem Patienten ein vollständig implantierbares Hörsystem eingesetzt.
In der Zeitschrift HNO (Titel und Abstracts) wurde im Oktober 1997 über die Entwicklung eines elektromechanischen, piezoelektrischen Wandlers und eines Mikrophons zum subkutanen Einbau in die hintere Gehörgangswand als den Komponenten eines zukünftigen, vollständig implantierbaren Hörsystems für Innenohrschwerhörige berichtet. Zwischenzeitlich konnte die Entwicklung eines elektronischen Hauptmoduls zur Implantation auf dem Planum mastoideum abgeschlossen werden, das diese Mikrophone und Wandler zu dem kompletten Hörimplantat ergänzt.

An der Hals-Nasen- und Ohrenklinik der Universität Tübingen ist jetzt die erste Implantation dieses neuartigen, vollständig implantierbaren Hörsystems (TICA®LZ 3001) bei Innenohrschwerhörigen gelungen (The Lancet vom 28. November 1998). Das Gerät nimmt den Schall über ein trommelfellnahes Mikrophon durch die intakte Gehörgangshaut auf. Ein retroaurikulär subkutan (unter der Haut) implantierter, mehrkanaliger digital programmierbarer Audioprozessor verarbeitet das Signal und gibt es über einen piezoelektronischen Wandler im Mastoid an den Amboßkörper des Ohres weiter. Die gesamte Übertragungsbandbreite beträgt etwa 10 kHz.

Die für das Hörsystem nötige Energie wird durch eine implantierbare und wiederaufladbare Batterie bereitgestellt. Patienten, die ein derartiges vollimplantiertes Hörgerät haben, können zum Beispiel abends beim Fernsehen diese Batterie drahtlos von außen aufladen. Für Nichteingeweihte sieht das dann so ähnlich aus, als ob der Patient einen Walkman trüge. Nach einer Volladung, die etwa zwei Stunden benötigt, ist das Implantat für rund 50 Stunden kontinuierlich betriebsbereit. Das Ladegerät wird ähnlich wie bei Mobiltelefonen in einer netzbetriebenen Station nachgeladen. Wenn die Batterielebensdauer erreicht ist, was nach rund 3-5 Jahren erwartet wird, ermöglichen lösbare Steckverbindungen zu Mikrophon und Wandler den einfachen operativen Austausch des Hauptmoduls.

Zur Bedienung steht dem Patienten eine kleine, drahtlose Fernbedienung zur Verfügung, mit der Lautstärke, Ein/Aus sowie vier Hörprogramme für unterschiedliche Hörsituationen eingestellt werden können. Implantierte Patienten empfinden das Gehörte als verzerrungsfrei und transparent. Sie verstehen Sprache und empfinden Musik besser als ohne Implantat. Insbesondere im Störlärm kann zum Teil ein erheblich verbessertes Sprachverständnis erreicht werden.

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