News: Das humane Erbe der Blumentiere
Je entfernter Organismen miteinander verwandt sind, desto mehr unterscheiden sie sich in ihrem Erbgut. So haben Korallen etliche Gene, die es bei Würmern und Fliegen nicht mehr gibt - dafür aber bei Wirbeltieren.
Bei den alten Zoologen war alles noch ganz einfach: An der Basis des Tierreiches stehen primitive Stämme wie die Schwämme und die Nesseltiere, ganz oben tummeln sich dagegen die Wirbeltiere mit der "Krone der Schöpfung", dem Menschen. Auch Molekularbiologen konnten nicht grundsätzlich an diesem Stammbaum rütteln – selbst wenn sie den einen oder anderen Ast etwas verpflanzt hatten – schließlich spiegelt die genetische Ähnlichkeit die stammesgeschichtliche Verwandtschaft zweier Arten wider.
So überrascht es weiter nicht, dass wir – je nach Schätzung – 98 bis 99 Prozent unserer Gene mit dem Schimpansen teilen. Selbst mit einer Fliege haben wir genetisch noch viel gemein, bei einem Fadenwurm wird es dann schon weniger. Solche Gene, die nur in Wirbeltieren vorkommen, nicht aber in Insekten oder Würmern, sollten dann neue Errungenschaften dieses Benjamins unter den Tierstämmen sein, der sich erst seit dem Kambrium auf der Erde breit machte.
Genetische Analysen aus dem fernen Australien stellen jedoch diese sofort einleuchtende Annahme auf den Kopf. Denn Daniel Kortschak von der Australian National University in Canberra nahm sich zusammen mit seinen Kollegen das Erbgut eines Tieres vor, das nun wirklich nicht zu unseren nächsten Verwandten gehört: die Steinkoralle Acropora millepora.
Dabei zeigte sich, dass sich nur wenige der 1376 untersuchten Steinkorallengene auch bei der Taufliege Drosophila oder bei dem Nematoden Caenorhabditis wiederfinden – was nicht weiter überrascht, gehen doch Fliegen und Würmer auf der einen Seite sowie die zu den Nesseltieren gehörenden Korallen auf der anderen Seite schon seit längerem getrennte Wege.
Um so überraschter waren die Forscher, als sie entdeckten, dass es zu einem Großteil der Korallengene jeweils ein menschliches Pendant gab; zehn Prozent der Gene teilen sich Mensch und Koralle, die sich bei Fliege und Wurm vergeblich suchen lassen. Die Steinkoralle als naher Verwandter des Menschen?
Wohl kaum. Doch weitere Untersuchungen der Genetiker lieferten noch mehr Rätsel, statt sie zu lösen, denn viele dieser gemeinsamen Gene steuern bei Wirbeltieren die Entwicklung des Nervensystems. Nun sind Nesseltiere nicht gerade für die geistigen Leistungen eines komplexen Nervensystems berühmt – im Gegenteil, Zoologen bezeichnen es als diffus.
Bei den betreffenden Gene handelt es sich demnach nicht um Wirbeltier-Erfindungen, sondern vielmehr um ein uraltes Erbe, das lediglich die Funktion gewechselt hat. Doch warum fehlen sie bei Drosophila und Caenorhabditis? Vermutlich haben Insekten und Nematoden diese Gene abgestoßen, um ihr Genom zu straffen. In der Tat gibt es Hinweise, dass ein sparsames genetisches Repertoire für die Embryonalentwicklung von Fliegen vorteilhaft ist.
Wie dem auch sei, für Entwicklungs- und Evolutionsbiologen ist das Ergebnis ihrer australischen Kollegen eher ernüchternd. Gelten doch gerade Drosophila und Caenorhabditis als Musterexemplare, um genetische Prozesse bei der Entwicklung zu studieren, die auch beim höher stehenden Menschen eine Rolle spielen. Wenn jedoch Fliege und Wurm genetisch weiter entwickelt sind als Mensch und Koralle, wird es kompliziert. Zumindest verdeutlicht das unvermutete Ergebnis nach Ansicht des Genetikers Danny Brown von der University of Arizona, "wie unsere anthropozentrischen Neigungen uns in die Irre führen können."
So überrascht es weiter nicht, dass wir – je nach Schätzung – 98 bis 99 Prozent unserer Gene mit dem Schimpansen teilen. Selbst mit einer Fliege haben wir genetisch noch viel gemein, bei einem Fadenwurm wird es dann schon weniger. Solche Gene, die nur in Wirbeltieren vorkommen, nicht aber in Insekten oder Würmern, sollten dann neue Errungenschaften dieses Benjamins unter den Tierstämmen sein, der sich erst seit dem Kambrium auf der Erde breit machte.
Genetische Analysen aus dem fernen Australien stellen jedoch diese sofort einleuchtende Annahme auf den Kopf. Denn Daniel Kortschak von der Australian National University in Canberra nahm sich zusammen mit seinen Kollegen das Erbgut eines Tieres vor, das nun wirklich nicht zu unseren nächsten Verwandten gehört: die Steinkoralle Acropora millepora.
Dabei zeigte sich, dass sich nur wenige der 1376 untersuchten Steinkorallengene auch bei der Taufliege Drosophila oder bei dem Nematoden Caenorhabditis wiederfinden – was nicht weiter überrascht, gehen doch Fliegen und Würmer auf der einen Seite sowie die zu den Nesseltieren gehörenden Korallen auf der anderen Seite schon seit längerem getrennte Wege.
Um so überraschter waren die Forscher, als sie entdeckten, dass es zu einem Großteil der Korallengene jeweils ein menschliches Pendant gab; zehn Prozent der Gene teilen sich Mensch und Koralle, die sich bei Fliege und Wurm vergeblich suchen lassen. Die Steinkoralle als naher Verwandter des Menschen?
Wohl kaum. Doch weitere Untersuchungen der Genetiker lieferten noch mehr Rätsel, statt sie zu lösen, denn viele dieser gemeinsamen Gene steuern bei Wirbeltieren die Entwicklung des Nervensystems. Nun sind Nesseltiere nicht gerade für die geistigen Leistungen eines komplexen Nervensystems berühmt – im Gegenteil, Zoologen bezeichnen es als diffus.
Bei den betreffenden Gene handelt es sich demnach nicht um Wirbeltier-Erfindungen, sondern vielmehr um ein uraltes Erbe, das lediglich die Funktion gewechselt hat. Doch warum fehlen sie bei Drosophila und Caenorhabditis? Vermutlich haben Insekten und Nematoden diese Gene abgestoßen, um ihr Genom zu straffen. In der Tat gibt es Hinweise, dass ein sparsames genetisches Repertoire für die Embryonalentwicklung von Fliegen vorteilhaft ist.
Wie dem auch sei, für Entwicklungs- und Evolutionsbiologen ist das Ergebnis ihrer australischen Kollegen eher ernüchternd. Gelten doch gerade Drosophila und Caenorhabditis als Musterexemplare, um genetische Prozesse bei der Entwicklung zu studieren, die auch beim höher stehenden Menschen eine Rolle spielen. Wenn jedoch Fliege und Wurm genetisch weiter entwickelt sind als Mensch und Koralle, wird es kompliziert. Zumindest verdeutlicht das unvermutete Ergebnis nach Ansicht des Genetikers Danny Brown von der University of Arizona, "wie unsere anthropozentrischen Neigungen uns in die Irre führen können."
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