Biodiversität: Das kleinste Reich ganz groß
Geranien, Pelargonien, Strelitzien - wo kommen all die Zierpflanzen her? Italien? Spanien? Oder gar aus dem Mutterland der Gartenkultur England? Alles falsch: Sie stammen aus einem kleinen, aber feinen Gebiet in Südafrika mit erstaunlichem Artenreichtum.
Dass die Regenwälder Amazoniens oder Südostasiens hoch divers sind, dürfte mittlerweile weit gehend bekannt sein: Auch wenn es ihren endlos grünen Weiten nicht unbedingt auf den ersten Blick anzusehen ist, so können hier auf einem Hektar durchaus 300, 500 oder noch mehr Baumarten wachsen – in ganz Deutschland sind es zum Vergleich nur etwa neunzig einheimische Holzgewächse.
Wer aber weiß, dass eine kleine Region im Südwesten Südafrikas von der Größe Bayerns und Hessens es mit den Giganten der Artenvielfalt aufnehmen kann? Im Fynbos – einer mediterranen Strauchvegetation – leben mehr als 8600 Pflanzenspezies, von denen fast siebzig Prozent nur dort vorkommen. Wegen dieser Rekordzahlen wurde der Landstrich zum mit Abstand kleinsten der sechs Florenreiche der Erde erhoben – der Kapensis.
Doch welche ökologischen Gründe stehen hinter dieser Diversität? Was macht diese Region tatsächlich so einmalig? Das wollten auch Wissenschaftler um Andrew Latimer von der Universität von Connecticut in Storrs wissen, weshalb sie dem Fynbos mathematisch wie im Gelände näher rückten und seine Vielfaltswerte mit jenen bereits bekannten des Amazonasregenwaldes verglichen.
Ihre Rechnung hielt eine Überraschung parat: Am Kap Hangklip im Südwesten des afrikanischen Gebiets befindet sich demnach das lebendigste bislang ermittelte Evolutionszentrum der Pflanzenwelt – und nicht etwa in den offensichtlich vor Leben berstenden Manu- oder Yasuní-Nationalparks von Peru und Ecuador, die insgesamt pro festgelegter Fläche allerdings trotzdem artenreicher sind.
Im Fynbos kommen die meisten Pflanzenvertreter jedoch auf ihrem ureigenen Standort sehr zahlreich vor, was im Regenwald die Ausnahme ist. Jenseits eines trennenden Tals oder Tieflandes bieten ihre Vegetationsformationen aber bereits ein meist völlig anderes Bild – der Artenwandel ist hier noch größer als in den südamerikanischen Regenwäldern: Jeder noch so kleine Bergstock trägt eine Vielzahl einzigartiger Endemiten.
Aber die kleinen Kerbtiere haben nur eine Reichweite von mehreren Metern, was der Ausbreitungsgeschwindigkeit wie -rate eine enge natürliche Grenze setzt. Zudem sparen sich die Insekten die Mühen und Gefahren der Ebene, was die Expansion der Pflanzen auf neue Berge ebenfalls erschwert. Und viele der Arten, die auf die Hilfsleistungen der Ameisen verzichten, setzen auf eigene Schleudermechanismen oder passive Verbreitung: Neulandgewinnung sieht anders aus.
In den seltenen Fällen, in denen es eine Spezies trotz aller Widrigkeiten dennoch schafft, einen fremden Standort zu besiedeln, ist sie oft somit von ihren genetischen Verwandten isoliert. Ohne Austausch von Erbmaterial erhöht sich dann die Wahrscheinlichkeit für Mutationen – und damit schlägt womöglich die Geburtsstunde einer neuen Art.
Diese Vielfalt hat aber für die Pflanzen den Nachteil, dass sie zumeist nur in geringer Individuenzahl auf den entsprechenden Flächen vorkommen. Folglich müssen sie diverse Kalamitäten bei der Bestäubung überwinden oder sie tragen ein hohes persönliches Risiko, einen Standort durch Insektenfraß, Überflutungen oder Feuer zu verlieren. Dennoch ist die Gefahr des Aussterbens für die Art unter normalen Umständen gering, denn insgesamt verteilen sich ihre Mitglieder über ein riesiges Gebiet.
Wer aber weiß, dass eine kleine Region im Südwesten Südafrikas von der Größe Bayerns und Hessens es mit den Giganten der Artenvielfalt aufnehmen kann? Im Fynbos – einer mediterranen Strauchvegetation – leben mehr als 8600 Pflanzenspezies, von denen fast siebzig Prozent nur dort vorkommen. Wegen dieser Rekordzahlen wurde der Landstrich zum mit Abstand kleinsten der sechs Florenreiche der Erde erhoben – der Kapensis.
Nach den Feuchtigkeit spendenden Winterregen lässt sich dies auch optisch ermessen: Überall in den Bergen und Tafelländern im Dreieck zwischen Kapstadt, Port Elizabeth und dem Namaqualand erstrecken sich Blütenteppiche aus Proteaceen, Amaryllis, Heidekräutern oder Gladiolen und unzähligen weniger bekannten Gattungen und Familien.
Doch welche ökologischen Gründe stehen hinter dieser Diversität? Was macht diese Region tatsächlich so einmalig? Das wollten auch Wissenschaftler um Andrew Latimer von der Universität von Connecticut in Storrs wissen, weshalb sie dem Fynbos mathematisch wie im Gelände näher rückten und seine Vielfaltswerte mit jenen bereits bekannten des Amazonasregenwaldes verglichen.
Ihre Rechnung hielt eine Überraschung parat: Am Kap Hangklip im Südwesten des afrikanischen Gebiets befindet sich demnach das lebendigste bislang ermittelte Evolutionszentrum der Pflanzenwelt – und nicht etwa in den offensichtlich vor Leben berstenden Manu- oder Yasuní-Nationalparks von Peru und Ecuador, die insgesamt pro festgelegter Fläche allerdings trotzdem artenreicher sind.
Kap Hangklip ist kein Einzelfall, in anderen kleinen Bergländern Südwestafrikas entwickeln sich neue Baum- oder Strauchspezies offensichtlich ebenso schnell. Erst weiter im Osten der mediterranen Region, wo die Niederschläge ausgeglichener über das Jahr verteilt sind, sinken die Artbildungsraten unter die Vergleichswerte aus den Tropen.
Im Fynbos kommen die meisten Pflanzenvertreter jedoch auf ihrem ureigenen Standort sehr zahlreich vor, was im Regenwald die Ausnahme ist. Jenseits eines trennenden Tals oder Tieflandes bieten ihre Vegetationsformationen aber bereits ein meist völlig anderes Bild – der Artenwandel ist hier noch größer als in den südamerikanischen Regenwäldern: Jeder noch so kleine Bergstock trägt eine Vielzahl einzigartiger Endemiten.
Warum aber experimentiert die Natur ausgerechnet hier, in einer Region, deren Sommer heiß und trocken ausfallen, während die Winter mitunter in sintflutartigen Regenfällen untergehen können? Feuer spielt – wie im europäischen Mittelmeerraum – eine große Rolle, denn es modelliert die Landschaft und schafft so eine große Standortvielfalt. Viele Gewächse sind deshalb zum Überleben dringend auf den Flammentod angewiesen, denn ihre Samen keimen erst, nachdem sie versengt wurden.
Auch die Geologie und die Böden spielen eine wichtige Rolle, ebenso wie regionale Klimaunterschiede. Der entscheidende Grund ist aber laut Latimer und seiner Kollegen die schlechte Samenausbreitung der typischen Fynbos-Pflanzen: Ihre Verteilungsrate beträgt etwa ein Hundertstel derer von Regenwaldbäumen. Denn während dort die meisten Nüsse oder Früchte mit ihren Samen von Affen, Vögeln oder Fledermäusen teilweise über Kilometer verschleppt werden und damit geografische Barrieren vor der Ausscheidung mühelos überwinden, überlassen die Hartlaubgewächse der Kapensis diese Aufgabe kleinen Ameisen.
Aber die kleinen Kerbtiere haben nur eine Reichweite von mehreren Metern, was der Ausbreitungsgeschwindigkeit wie -rate eine enge natürliche Grenze setzt. Zudem sparen sich die Insekten die Mühen und Gefahren der Ebene, was die Expansion der Pflanzen auf neue Berge ebenfalls erschwert. Und viele der Arten, die auf die Hilfsleistungen der Ameisen verzichten, setzen auf eigene Schleudermechanismen oder passive Verbreitung: Neulandgewinnung sieht anders aus.
In den seltenen Fällen, in denen es eine Spezies trotz aller Widrigkeiten dennoch schafft, einen fremden Standort zu besiedeln, ist sie oft somit von ihren genetischen Verwandten isoliert. Ohne Austausch von Erbmaterial erhöht sich dann die Wahrscheinlichkeit für Mutationen – und damit schlägt womöglich die Geburtsstunde einer neuen Art.
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