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Artensterben: Das Massensterben des Sonnenblumenseesterns

Der Bestand des Sonnenblumenseesterns löst sich wortwörtlich auf: Die Art wird von einer Viruskrankheit dahingerafft. Das Ökosystem vor der Küste Nordamerikas leidet darunter.
Sonnenblumensterne kommen an der nordamerikanischen Pazifikküste vor und gehören zu den größten Seesternarten der Welt

Seit Jahren kommt es zu einem massenhaften Sterben von Seesternen. Grund dafür ist die "Sea Star Wasting Disease". Diese Viruskrankheit sorgt für einen starken Rückgang der Seesternpopulationen im Pazifik, besonders in den Gebieten von der Westküste Mexikos bis zur Küste Alaskas. Forscher haben nun erhoben, wie stark einzelne Arten betroffen sind, und dazu Daten von fünf Seesternarten analysiert. Die bisher häufigste Spezies – der Sonnenblumenseestern – ist aus den untersuchten Gewässern nahezu verschwunden.

Die Forscher um Diego Montecino-Latorre von der University of California in Davis konzentrierten sich auf die Salish Sea bei Vancouver Island, da diese von einer Vielfalt an Seesternarten geprägt ist. Sie verglichen eine Bestandsaufnahme aus den Jahren 2014 und 2015 mit Langzeitdaten, die innerhalb der Reef Environmental Education Foundation gesammelt wurden. Dieser Vergleich ermöglichte es, den Verlauf der Ausbreitung der Seesternkrankheit zu beobachten.

Seestern mit 'Sea Star Wasting Disease' | Die Viruskrankheit frisst Wunden in das Gewebe der Seesterne, bis die Arme abfallen und der Seestern stirbt. Auch ihre Größe von bis zu einem Meter Durchmesser schützt die Sonnenblumenseesterne nicht vor der Krankheit. Ihr Bestand hat sich seit 2013 dramatisch verringert.

Die Ergebnisse zeigen einen verheerenden Niedergang einzelner Seesternarten, seit 2013 die Epidemie ausgebrochen ist. Besonders betroffen sind der vielarmige Sonnenblumenseestern Pycnopodia helianthoides und der bis zu 60 Zentimeter große, rosafarbene Pisaster brevispinus. Die drei anderen untersuchten Seesternarten scheinen der Krankheit gegenüber unempfindlicher zu sein; zumindest blieb ihre Zahl im betrachteten Zeitraum annähernd konstant.

Problematisch ist der Rückgang des Sonnenblumenseesterns auch deshalb, weil er, so die Wissenschaftler, im Ökosystem der Salish Sea eine Schlüsselrolle einnimmt: Er ist ein wichtiger Räuber. Er ernährt sich normalerweise von Seeigeln, deren Anzahl nun stark ansteigt. Diese Seeigel ernähren sich wiederum von Tang, der den Lebensraum für andere Wasserlebewesen bildet. Die Forscher gehen davon aus, dass die Viruskrankheit weit reichende Veränderungen im Ökosystem verursacht. Sie schlagen vor, den Sonnenblumenseestern auf die Liste der bedrohten Arten zu setzen.

Die "Sea Star Wasting Disease" verursacht Wunden im Gewebe der Seesterne. Die Gliedmaßen werden zerfressen, bis sie abfallen und der Seestern stirbt. Seit Juni 2013 wütet das Virus vor allem an der nördlichen Küste des Pazifiks. Als Auslöser wurde das "sea star-associated densovirus" identifiziert – ein Erreger, der bereits länger in den Seesternen der Region verbreitet ist. Für das aktuelle Massensterben scheint ein mutiertes Densovirus verantwortlich zu sein. Auch Umweltfaktoren wie ein lokaler Nährstoffmangel oder übersäuertes Meerwasser könnten die Letalität des Virus zusätzlich erhöhen.

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