Paläovirologie: Das neueste älteste Herpesvirus
Auf der Suche nach uralten Relikten von Virusinfektionen sind Forscher in den Genen eines Philippinen-Koboldmakis fündig geworden: Mit Computerhilfe entdeckten Amr Aswad und Aris Katzourakis in öffentlich zugänglichen Gendatenbanken das Indiz dafür, dass sich ein Herpesvirus schon vor 81 Millionen Jahren ins Erbgut der putzigen Primaten integriert hatte. Damit gelang den Forschern der bis dato älteste Nachweis einer Herpesinfektion.
Herpesviren sind nach gängigen Berechnungen ohnehin uralt; sie infizierten wohl schon vor rund 400 Millionen Jahren Zellen allerlei längst ausgestorbener irdischer Lebewesen und von Vorfahren heute lebender Organismen. Normalerweise hinterlässt das Virus dabei keine genetischen Spuren, gelegentlich integriert es sich aber ins Erbgut der Tiere und wird dann, noch viel seltener, nach einer Infektion von Keimbahnzellen auch in die nächste Generation und den Genpool einer Art weitergegeben. Die Relikte eines solchen Vorgangs fanden nun die Paläovirologen: Das Herpesvirus im Erbgut der Koboldmakis ähnelt dem menschlichen Roseolovirus HHV-6, ist allerdings nur noch als nicht länger funktionsfähiger Rest erhalten.
Paläovirologische Erbgutuntersuchungen sollen vor allem helfen, mehr über die Evolution der Herpesvirenverwandtschaft herauszufinden. Das Erbgut dieser DNA-Viren ist vergleichsweise riesig und enorm vielfältig. Das macht etwa die Diagnose von Viruserkrankungen durch Genanalysen schwierig.
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