News: Das pflanzliche Paläothermometer
Ginkgo biloba weist eine besonders lange Ahnenreihe auf, die sich mindestens 150 Millionen Jahre zurückverfolgen lässt. Die fossilen Blätter unterscheiden sich zwar in ihrer Fächerblatt-Form nicht von dem heutigen Laub, stammen jedoch aus unterschiedlichen Erdzeitaltern.
Retallak verglich jeweils die Menge der Stomata, der Spaltöffnungen also, durch die die Pflanzen tagsüber Kohlendioxid (CO2) ein- und Sauerstoff ausatmen. Die Idee des Forschers basierte auf der Tatsache, dass Pflanzen auf einen verminderten Gehalt an Kohlendioxid in der Atmosphäre mit einer vermehrten Ausbildung von Spaltöffnungen reagieren, um so den reibungslosen Ablauf der Photosynthese sicherzustellen. Wenn anders herum mehr CO2 in der Atmosphäre ist, entwickeln sie weniger Stomata und nehmen weniger des benötigten Gases auf.
Das einfache Zählen der Spaltöffnungen wäre jedoch nicht exakt genug, denn auch Lichtintensität, Feuchtigkeit oder geographische Bedingungen spielen bei der Entwicklung von Spaltöffnungen eine Rolle. Daher untersuchte Retallak auch die Blätter von drei anderen Pflanzenfossilien: Neben Ginkgo biloba zählte er auch die Stomata bei drei älteren, farnartigen Verwandten. Um seine Ergebnisse zu kalibrieren, verglich er sie mit der Anzahl der Stomata heute lebender Ginkgobäume, die er im Treibhaus bei unterschiedlichen Kohlendioxidgehalten wachsen ließ. Und seine Forschungen bestätigten: Die Anzahl an Spaltöffnungen variiert je nach geologischem Alter des Blattes.
So konnte der Paläontologe den CO2-Gehalt der Atmosphäre während der letzten 300 Millionen Jahre rekonstruieren. Retallak vermutet, dass die Unstimmigkeiten, die sich aus den Isotopenmessungen ergeben, ihre Ursache vermutlich in episodischen Methanfreisetzungen am Meeresgrund hatten. Dann wäre die globale Klimaerwärmung eine gemeinsame Folge des Kohlendioxid- und Methangehaltes in der Atmosphäre.
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