Neues Weltraumteleskop: Das Roman Space Telescope nimmt Form an
Das Nancy Grace Roman Space Telescope (NGRST), das in zweieinhalb Jahren ins All fliegen soll, nimmt Formen an. Das eigentliche Teleskop mit einem 2,4 Meter großen Hauptspiegel ist fertiggestellt und befindet sich nun im Reinraum des Goddard Space Flight Center der NASA in der Nähe von Washington, D.C. Dort wird es in den nächsten Monaten mit dem Instrumententräger und dem Satellitenkörper mit der Elektronik und der Energieversorgung integriert werden, um zu einem vollständigen Weltraumteleskop zu werden.
Ursprünglich wurde das Observatorium Wide-Field Infrared Survey Telescope (WFIRST) genannt. Neben NGRST ist auch die verkürzte Form Roman Space Telescope (RST) gebräuchlich. Zu seinem optischen System gehören acht weitere Spiegel, neben dem Sekundärspiegel noch diverse Umlenkspiegel, damit das aufgefangene Licht die beiden Hauptinstrumente erreichen kann. Dazu kommt die Struktur mit sechs Trägern, die den Sekundärspiegel halten und exakt zum Hauptspiegel positionieren. Gebaut wurde das Teleskop bei der Raumfahrtfirma L3Harris Technologies in Rochester, New York.
Dabei stammen Haupt- und Sekundärspiegel aus einer ungewöhnlichen Quelle: Sie wurden vom US National Reconnaissance Office (NRO) zur Verfügung gestellt, das für den Bau und Betrieb streng geheimer militärischer Aufklärungssatelliten zuständig ist. Insgesamt zwei Systeme aus Haupt- und Sekundärspiegel stellte das NRO der NASA zur Verfügung, sie stammen aus einem aufgegebenen Programm der Satellitenaufklärung. Die Optiken ähneln derjenigen des Weltraumteleskops Hubble bei gleichem Hauptspiegeldurchmesser, haben aber eine deutlich geringere Brennweite, da sie für die Fotografie der Erdoberfläche gedacht waren. Somit ist das Gesichtsfeld dieser Optiken etwa 100-mal so groß wie das des Weltraumteleskops Hubble. Diese Optiken eignen sich gut für Himmelsdurchmusterungen.
Das Roman Space Telescope soll den Himmel im Infraroten beobachten, dafür ist es mit einer 300-Megapixelkamera mit einem Gesichtsfeld von 0,28 Quadratgrad ausgestattet. Neben dem Wide-Field Imager gibt es noch einen Koronografen, mit dem nach Exoplaneten um Sterne gesucht werden kann. Der Koronograf blendet dabei das Licht des Sterns aus, so dass leuchtschwache Objekte in dessen Umfeld aufgespürt werden können. Das RST soll nicht nur zur Suche nach Exoplaneten eingesetzt werden und sie direkt abbilden, sondern auch weite Bereiche des Himmels durchmustern sowie großräumige Strukturen im Weltall erfassen. Daraus erhofft sich die Wissenschaftsgemeinde Aufschluss über die Verteilung der nach wie vor mysteriösen Dunklen Materie.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.