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Neue Welt: Das Silber des Christoph Kolumbus

Als Christoph Kolumbus 1494 in der Dominikanischen Republik die Siedlung La Isabela gründete, hatte er nur ein Ziel: die Suche nach einer Silberlagerstätte. Doch er blieb erfolglos und kehrte zwei Jahre später unverrichteter Dinge heim. Umso überraschter waren Archäologen Ende der 1980er Jahre, als sie auf dem Siedlungsgelände dennoch Spuren einer Silberverhüttung entdeckten.

Jetzt fanden Forscher heraus, dass die Spanier hier nicht Bergbau betrieben – sondern aus der Heimat mitgebrachten Silber führenden Bleiglanz eingeschmolzen hatten. Dieser sollte eigentlich helfen, die Qualität neu entdeckter Erzvorkommen mit den heimischen zu vergleichen.

Die Schlacken deuten darauf hin, dass die unerfahrene Mannschaft offenbar versucht hatte, kurz vor Aufgabe der ältesten europäischen Siedlung in Amerika, sich an dem silberarmen Mineral zu bereichern. Doch es fanden sich noch immer große Mengen von ungeschmolzenem Erz, sodass Alyson Thibodeau von der University of Arizona und ihre Mitarbeiter davon ausgehen, dass die Schmelzversuche wenig Erfolg hatten.

Die Herkunft der Schlacken bestimmte das Forscherteam mit Hilfe der Isotopenanalyse. Das Verhältnis der verschiedenen Atomarten eines Erzes entspricht einer Art chemischem Finderabdruck, der es zulässt, den genauen Ursprungsort des Gesteins zu lokalisieren.

"Was zunächst nach einem Beweis für den frühesten Abbau und Verhüttung von Edelmetallen durch Europäer aussah", berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences, "entpuppte sich als ergreifendes Zeugnis für die Ernüchterung und Hoffnungslosigkeit der Siedler."

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