Zwergplanet Ceres: Dawn fotografiert die geheimnisvollen Flecken auf Ceres
Nur noch zwei Tage trennen die Raumsonde Dawn von ihrem Einschwenken in den ersten Kartierorbit am 23. April 2015. Aber während der finalen Anflugphase nahm die Sonde ihr Ziel, den Zwergplaneten Ceres, schon detailliert auf. Die jüngsten Bilder stammen vom 14. April und blicken senkrecht auf den Nordpol des Himmelskörpers. Die Aufnahmen entstanden in einer Entfernung von 22 000 Kilometern und erreichen eine räumliche Auflösung von 2,1 Kilometern pro Bildpunkt. Erstmals seit den Aufnahmen vom 1. März 2015 aus rund 40 000 Kilometer Abstand konnte Dawn wieder die geheimnisvollen hellen Flecken auf der Oberfläche des rund 950 Kilometer großen Zwergplaneten fotografieren. Aber auch die bislang schärfsten Aufnahmen können das Rätsel ihres Ursprungs und ihrer Entstehung noch nicht lösen.
Alle hellen Flecken auf der Ceres-Oberfläche stehen in Zusammenhang mit Einschlagkratern, wie Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen feststellte. Die Frage ist nun, ob diese Flecken, die mindestens rund 40 Prozent des auf sie fallenden Sonnenlichts reflektieren, durch Wassereis direkt an der Oberfläche entstehen. Die übrige Ceres-Oberfläche ist mit einem Rückstrahlvermögen von rund zehn Prozent recht dunkel. Dass Ceres größere Mengen an Wassereis enthalten muss, gilt unter den Planetenforschern als klare Sache. Ihre mittlere Dichte um zwei Gramm pro Kubikzentimeter ist für einen Himmelskörper, der nur aus silikatischen Gesteinen bestehen würde, deutlich zu gering. In diesem Fall würden sich Dichten um rund drei Gramm pro Kubikzentimeter ergeben. Daher wird angenommen, dass Wassereis bis zu ein Viertel von Ceres' Masse ausmacht.
Eine spektakuläre Erklärung für die hellen Flecken wäre, dass an diesen Stellen Wasserdampf ins All entweicht. Schon vor rund einem Jahr hatten Beobachtungen mit dem europäischen Infrarotsatelliten Herschel gezeigt, dass Ceres pro Sekunde rund sechs Kilogramm Wasser an den umgebenden Raum abgibt. Zudem zeigte sich eine grobe Übereinstimmung mit der Ausstoßrate, wenn der hellste der Flecken auf Ceres in Richtung Sonne wies. Dies zu klären, ist eine der wichtigsten Aufgaben von Dawn in den kommenden Monaten.
Ebenfalls auffällig ist, dass die Einschlagkrater auf Ceres sehr häufig einen gut ausgeprägten Zentralberg aufweisen, und das auch bei Kratern mittleren Durchmessers. Zudem scheinen sie flacher zu sein als ihre Gegenstücke auf dem Erdmond und der Erde. Ceres hat eine oberflächliche Ähnlichkeit mit dem nur 400 Kilometer großen Saturntrabanten Mimas, der aber fast vollständig aus Wassereis besteht. Vielleicht sind die Kraterformen auf Ceres ein Hinweis auf größere Eismengen in der oberen Kruste des Zwergplaneten.
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