Zwergplanet Ceres: Raumsonde Dawn arbeitet auf neuer Umlaufbahn
Für die US-Raumsonde Dawn begann am 3. Juni 2015 ein neuer Arbeitsabschnitt, als sie nach einer Flugzeit von rund drei Wochen auf den so genannten Survey Orbit in 4400 Kilometer Höhe über der Oberfläche des Zwergplaneten Ceres einschwenkte. Nach wenigen Tagen der Vorbereitung begann die Sonde ab dem 6. Juni damit, die Oberfläche mit einer räumlichen Auflösung von 410 Metern pro Bildpunkt aufzunehmen. Dies sind die schärfsten Aufnahmen, die uns bislang von Ceres vorliegen.
Sehr deutlich tritt auf ihnen die stark zerkraterte Oberfläche hervor, die auf ein hohes geologisches Alter aus der Frühzeit des Sonnensystems vor mehr als vier Milliarden Jahren hinweist. Die Entstehung von Einschlagkratern war offenbar der wichtigste Mechanismus, der die Oberfläche des Zwergplaneten gestaltete. Manche Krater zeigen einen gut ausgeprägten Zentralberg: hier federte wenige dutzend Sekunden nach dem Aufschlag und der Explosion des Impaktors die Oberfläche elastisch zurück und erstarrte dann. Kleinere Krater erscheinen dagegen als einfache, schüsselförmige Vertiefungen.
In Zusammenhang mit Einschlagkratern stehen auch die bislang rätselhaften hellen Flecken auf der Oberfläche von Ceres, die teilweise schon auf den unscharfen Bildern des Weltraumteleskops Hubble auffielen. Nach wie vor ist unklar, woraus sie bestehen oder wie sie entstanden sind. Auch bei einer Auflösung von 410 Metern pro Bildpunkt kann der auffälligste von ihnen, der sich in einem Krater von 90 Kilometer Durchmesser befindet, sein Geheimnis bewahren. Die neuesten Bilder zeigen, dass er unregelmäßig geformt und von mehreren kleineren Flecken begleitet ist. Interessanterweise sitzt er direkt auf dem Zentralberg des Kraters. Die an der Dawn-Mission beteiligten Wissenschaftler um Andreas Nathues am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen spekulieren, dass es sich um durch neue Einschläge frei gelegtes Wassereis oder um Ablagerungen von Salzen handeln könnte. Auch könnten die Flecken ein Hinweis auf nach wie vor anhaltende innere geologische Aktivität des im Mittel rund 963 Kilometer großen Himmelskörpers sein. Die Auflösung der Bilder reicht aber für eine Entscheidung derzeit noch nicht aus.
Dawn wird Ceres auf dieser Bahn bis zum 28. Juni umrunden, bevor sie sich mit Hilfe ihres Ionenantriebs noch näher an den Himmelskörper heranpirscht. Anfang August wird sie sich dann nach rund einem Monat Flugzeit im "High Altitude Mapping Orbit" (HAMO) befinden und Ceres in einem Abstand von 1470 Kilometern zur Oberfläche umrunden. Dieser so genannte hohe Kartierorbit wird zur Erstellung einer dreidimensionalen Karte des Zwergplaneten mit einer Auflösung von 130 Metern pro Bildpunkt genutzt. Vielleicht geben dann die hellen Flecken endlich ihr Geheimnis preis.
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