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Kometensonde: Deep Impact nimmt Hartley 2 ins Visier

Komet Hartley 2 im Blick von Deep Impact
Rund ein halbes Dutzend Kometen erhielt bislang einen kurzen Besuch durch irdische Raumsonden, nun soll der Komet 103P/Hartley 2 zu diesem exklusiven Kreis hinzukommen. Am 4. November wird sich die US-Raumsonde Deep Impact seinem nur etwa einen Kilometer großen Kern bis auf 700 Kilometer annähern und dabei Bilder und Messdaten zur Erde funken.

Deep Impact ist eine "recyclte" Raumsonde, denn sie hatte bereits im Jahr 2005 ihre Primärmission erfüllt: Am 4. Juli 2005 feuerte sie einen rund 370 Kilogramm schweren Impaktor auf den Kern des Kometen Tempel 1 und beobachtete aus geringer Entfernung mit ihren beiden Kameras und einem Infrarotspektrometer den Einschlag und seine Folgen. Da Deep Impact den Durchflug durch den Kopf des Kometen Tempel 1 in sehr gutem Zustand überstand, entschloss sich die NASA, die Mission zu verlängern und die Sonde zu einem weiteren Kometen zu schicken.

Das beigestellte Bild wurde am 5. September 2010 aus einer Entfernung von 60 Millionen Kilometer aufgenommen und zeigt Hartley 2 als einen kleinen rundlichen Ball aus Gas und Staub. Die Bilder dienen sowohl Navigationszwecken zum Feintunen der Bahn für den Vorbeiflug als auch der Beobachtung der Aktivität des Kometen. Die Forscher am Jet Propulsion Laboratory der NASA möchten herausfinden, ob Hartley 2 zu kurzfristigen Ausbrüchen neigt, also schlagartig größere Mengen an Gas und Staub freisetzt.

Deep Impact soll Hartley 2 nun für die nächsten zwei Monate ständig im Blickfeld behalten und damit die erste Langzeitbeobachtung eines Schweifsterns im All durchführen. Dies wird für einige Zeit die längste Beobachtungskampagne bleiben, bis Mitte 2014 die europäische Raumsonde Rosetta den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko erreicht und in eine Umlaufbahn um dessen Kern eintritt.

Kometen sind für die Planetenforscher von besonderem Interesse, da sie wie eine Tiefkühltruhe die Zusammensetzung der flüchtigen Stoffe des solaren Urnebels konserviert haben, aus dem sich die Planeten bildeten. Da sie sich seit ihrer Entstehung vor rund 4,5 Milliarden Jahren überwiegend in den Außenbereichen unseres Sonnensystems bei extrem niedrigen Temperaturen aufgehalten haben, hat sich ihre chemische Zusammensetzung seit dieser Zeit kaum verändert. Sie ermöglichen daher einen einzigartigen Blick auf die Bedingungen während der Kindheit unseres Planetensystems.

Der Komet 103P/Hartley 2 wurde im Jahr 1986 vom australischen Astronomen Malcolm Hartley am Siding-Spring-Observatorium entdeckt. Er umläuft die Sonne auf einer elliptischen Bahn in einem mittleren Abstand von 3,47 Astronomischen Einheiten (519 Millionen Kilometer) einmal in 6,46 Jahren. Am 28. Oktober 2010 wird Hartley 2 den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, das Perihel, durchlaufen und dann wegen der Sonnenwärme besonders aktiv sein.

Beobachtungen von Raumsonden an anderen Kometenkernen zeigen, dass Gas und Staub bevorzugt aus kleinen Ausbruchsstellen an der Oberfläche hervorbrechen. Da die äußerst geringe Schwerkraft eines Kometenkerns die ausgeworfene Materie nicht zurückhalten kann, bildet sich um ihn ein kugelförmige Struktur, die Koma, aus. Der Strahlungsdruck der Sonne und der Sonnenwind sorgen für die Ausbildung der Kometenschweife, die viele Millionen Kilometer lang sein können.

Zur Zeit seiner größten Erdnähe im Oktober könnte Hartley 2 mit einer Helligkeit von 5 mag sogar für das bloße Auge am Himmel sichtbar werden, auf jeden Fall jedoch mit dem Feldstecher. Wenn Hartley 2 optimal zu sehen ist, werden wir Sie an dieser Stelle darauf hinweisen.

Tilmann Althaus

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