Neuropsychologie: Deine Blamage tut mir weh
Fremdschämen aktiviert gleiche Hirnareale wie Mitleid für körperliche Schmerzen.
Es passiert jeden Tag: Der Gesprächspartner hat seine Hose nicht zugemacht, das Handy des Nachbarn klingelt mitten im Kinofilm – peinlich, peinlich, nicht nur für den Betreffenden selbst. Menschen schämen sich für andere, auch wenn sie nichts zu dessen unangenehmer Lage beigetragen haben und die beobachtete Person nicht einmal kennen. Sören Krach und sein Team von der Philipps-Universität in Marburg haben jetzt nachgewiesen, dass dieses so genannte Fremdschämen auch die gleichen Hirnareale aktiviert wie das Nachempfinden körperlicher Schmerzen anderer.
Dann zeigten die Forscher 32 Versuchsteilnehmern schematische Darstellungen peinlicher Situationen und registrierten mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) die Hirndurchblutung. Dabei fanden sie verstärkte Blutversorgung und folglich erhöhte Aktivität in der anterioren Insula und im anterioren zingulären Kortex. Viele frühere Studien hatten nachgewiesen, dass dieselben Areale bei Mitleid reagieren, das Menschen beim Beobachten körperlicher Verwundungen anderer Personen empfinden.
Erst kürzlich hatten Forscher nachgewiesen, dass auch soziale Ablehnung genau wie eine Reizung der Schmerzrezeptoren im Körper alle genannten Areale aktiviert. Mitfühlen oder Fremdschämen betreffen demgegenüber nur die emotionalen Zentren des limbischen Systems, die negative Empfindungen vermitteln. (gw)
Zuerst konfrontierten die Wissenschaftler über 600 Probanden mit kurzen Beschreibungen peinlicher Szenen und erhoben mittels Fragebogen, wie stark sie ihre persönliche Verlegenheit durch die Fehltritte der Mitmenschen einschätzten. Die ist offenbar unabhängig davon, ob das Malheur zufällig passiert oder der Betreffende bewusst gegen gesellschaftliche Normen verstößt. Genauso irrelevant ist es, ob sich das Gegenüber selbst blamiert fühlt oder sein Dilemma gar nicht bemerkt.
Dann zeigten die Forscher 32 Versuchsteilnehmern schematische Darstellungen peinlicher Situationen und registrierten mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) die Hirndurchblutung. Dabei fanden sie verstärkte Blutversorgung und folglich erhöhte Aktivität in der anterioren Insula und im anterioren zingulären Kortex. Viele frühere Studien hatten nachgewiesen, dass dieselben Areale bei Mitleid reagieren, das Menschen beim Beobachten körperlicher Verwundungen anderer Personen empfinden.
Das Mitgefühl für andere entspricht allerdings nicht vollständig den Gefühlen bei eigenem Leid. Das Schmerzempfinden besteht aus zwei Komponenten: Die sensorische Qualität, die Wahrnehmung einer Verletzung, wird im somatosensorischen Kortex verarbeitet. Die emotionale Bewertung des Sinneseindrucks als unangenehm, quälend oder heftig kommt dagegen im limbischen System hinzu, speziell in der anterioren Insula und dem anterioren zingulären Kortex.
Erst kürzlich hatten Forscher nachgewiesen, dass auch soziale Ablehnung genau wie eine Reizung der Schmerzrezeptoren im Körper alle genannten Areale aktiviert. Mitfühlen oder Fremdschämen betreffen demgegenüber nur die emotionalen Zentren des limbischen Systems, die negative Empfindungen vermitteln. (gw)
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