News: Dem Krebs ins Antlitz schauen
Die Ärzte waren im allgemeinen zurückhaltend bei der Vorhersage, ob und wann ihre Patienten sterben würden, sagt Weeks. Zum Beispiel wurde erwartet, daß nur 23 Prozent der Patienten mehr als sechs Monate überleben würden. Aber 85 Prozent der Patienten schätzten, daß sie die Chance hätten, so lange zu leben. Tatsächliche überlebten 45 Prozent. Die optimistischsten Patienten wählten 2,6mal wahrscheinlicher eine aggressive Antikrebs-Therapie anstatt einer Betreuung, die ihr Leiden gelindert hätte. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit, daß sie als Notfallpatienten in die Klinik eingeliefert werden mußten, ebenfalls fast doppelt so hoch, und es gibt keine Beweise, daß diese Gruppe länger lebte als die Pessimisten.
Nach Weeks Meinung scheint all dies auf mangelnde Kommunikation zwischen Arzt und Patient hinzudeuten. "Es ist unglaublich schwierig, schreckliche Neuigkeiten gut und mit Mitgefühl zu vermitteln." Andererseits sind Patienten möglicherweise nicht fähig oder willens, die Realität ihrer Notlage zu begreifen. Trotzdem, sagt sie, müssen Patienten richtig informiert werden, um angemessene Entscheidungen treffen zu können. "Der nächste Schritt sollte eine Untersuchung über den Umfang der Informationen in der Praxis sein: wieviel davon aufgenommen wird und welche Auswirkungen sie auf die Entscheidungsfindung derjenigen haben, deren Lebensende bevorsteht", kommentiert Thomas Smith von der Virginia Commonwealth University Medical School in Richmond in einem Leitartikel in JAMA.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.