Therapeutische Allianz: Dem Patienten sein Selbstbild lassen
Menschen streben nach einem stabilen Selbstbild. Das spielt auch in der Psychotherapie eine Rolle, berichten Forscherinnen und Forscher von der University of Massachusetts. Therapeuten könnten sich den Wunsch ihrer Patienten nach einer konsistenten Selbstwahrnehmung zu Nutze machen, um die Allianz mit dem Patienten zu fördern.
Michael Constantino und seine Kollegen untersuchten 84 Teilnehmende, die an einer generalisierten Angststörung litten. Bei dieser Erkrankung sind die Betroffenen permanent angespannt und befürchten jederzeit, dass schlimme Dinge passieren. Unter den Patienten in der Studie war vor allem das Symptom der Besorgnis »sehr stark« ausgeprägt.
Vor dem Beginn einer Psychotherapie und nach dem Abschluss der zweiten Sitzung wurden die Teilnehmenden umfangreich befragt. Dabei stellte sich heraus: Je mehr die Therapeuten in der zweiten Sitzung das Selbstkonzept bekräftigten, das die Patienten in der ersten geäußert hatten, als desto besser empfanden die Patienten die therapeutische Beziehung. Das galt auch, wenn das Selbstbild der Teilnehmer eher negativ war und sie sich etwa als »eigenbrötlerisch« oder »überkontrollierend« bezeichnet hatten.
Auf den weiteren Verlauf der therapeutischen Beziehung hatte das frühe Bejahen des Selbstbildes keinen Einfluss mehr. Womöglich fingen die Behandler nach dem Etablieren einer guten Connection damit an, das Selbstkonzept der Betroffenen herauszufordern, glauben die Forscher. Zumindest beim Aufbau einer frühen guten Beziehung helfe es aber offenbar, die Selbstwahrnehmung der Patienten zu übernehmen.
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