News: Dem Sprengstoff auf der Spur
Wie funktioniert das? Polysilol ist ein langes spiralig gewundenes Molekülband, dessen "Rückgrat" aus Silizium-Atomen Ankerpunkt für eine komplexe Anordnung von Kohlenstoffringen ist. Durch den speziellen Aufbau bildet sich eine Elektronenwolke, die praktisch über die gesamte Länge des Bandes verteilt ist. Durch UV-Licht werden die Elektronen in einen höheren Energiezustand gebracht. Beim Zurückfallen in den Grundzustand geben sie wieder Licht ab - im sichtbaren Bereich. Kommen die Bänder mit Nitrogruppen-reichen aromatischen Verbindungen, wie beispielsweise TNT oder Pikrinsäure, in Kontakt, treten intensive Wechselwirkungen zwischen der Elektronenwolke und den Elektronen dieser Sprengstoffe auf. Die angeregte Elektronenwolke gibt ihre Energie nun nicht mehr als sichtbares Licht wieder ab, sondern überträgt sie auf das Sprengstoff-Teilchen.
Der Sensor funktioniert in Luft, in Wasser, in organischen Lösungsmitteln, und selbst die Mikroorganismen aus Meerwasser können ihm nichts anhaben. In Luft liegt die Nachweisgrenze für TNT bei 4 ppb (parts per billion), in Seewasser immerhin noch bei 50 ppb. Zur Verdeutlichung: 1 ppb entspricht einem Stückchen Würfelzucker in einem Tankschiff.
Mit der Messmethode sollten sich außer nicht detonierten Geschossen im Boden auch Seeminen lokalisieren lassen. Boden und Grundwasser im Umkreis ehemaliger Militärbasen und Munitionsfabriken, die mit dem giftigen TNT verseucht sind, könnten identifiziert werden. Vielleicht gibt es auch Interesse seitens der Kriminalistik: Ein Handschuh, der mit TNT in Berührung gekommen war, ließ sich auch nach Abwischen ganz klar von seinem "unschuldigen" Gegenstück unterscheiden.
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