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News: Den Anschluß zum Rückenmark neu verlegen

Sind mit dem Rückenmark verbundene Nerven einmal zertrennt, wachsen sie kaum wieder zusammen. Das Rückenmark stößt die neu ankommenden Nervenenden einfach ab. Ein Protein, das die Bildung von Nerven fördert, kann diese Reaktion jedoch überwinden. Versuche an Ratten zeigen, daß die zertrennten Anschlüsse sich nach der Behandlung mit dem Protein nicht nur wieder verbinden, sondern auch Signale wie Wärme oder Druck ans Gehirn weiterleiten.
Menschen, denen die Ärzte eine abgetrennte Fingerkuppe wieder annähen, können mit ihr nach einiger Zeit wieder fühlen – vorausgesetzt, die Nerven beginnen zu heilen. Doch eine erneute Verbindung zum Rückenmark bekommen sensorische Nervenzellen, die einmal gekappt worden sind, meist nicht mehr: Das Rückenmark stößt die Nervenenden ab, sobald sie versuchen, darin einzudringen. Matt Ramer und seine Mitarbeiter von der University of London haben sich daher überlegt, ob neurotrophe Faktoren die Abstoßung durch das Rückenmark überwinden könnten. Neurotrophe Faktoren sind Proteine, die das Wachstum von Nervengewebe anregen. "Wir versuchen damit, der Nervenregeneration einen Kick zu geben", sagt Ramer.

Die Wissenschaftler zertrennten Ratten die Nerven, welche die Vorderläufe mit dem Rückenmark verbinden, und spritzen einem Teil der Tiere die neurotrophen Faktoren in den Bereich der durchtrennten Nerven. Nach sieben Tagen untersuchten die Neurologen den Heilungsprozeß unter dem Mikroskop: Bei den Protein-behandelten Ratten reichten die Nervenenden ins Rückenmark hinein, bei den unbehandelten Versuchstieren endeten sie hingegen an seiner äußeren Umhüllung. Die wiederverbundenen Nerven funktionierten dabei nur in den behandelten Ratten – schickten die Forscher elektrische Impulse durch die Vorderläufe, durchliefen diese ebenfalls das Rückenmark. Außerdem zogen die Tiere ihre Füße zurück, wenn Ramer und seine Kollegen Hitze oder Druck auf die Pfoten ausübten.

Möglicherweise profitieren auch Menschenmit schwerer Rückenmarksverletzungen später einmal von diesen Erkenntnissen. Die Ergebnisse zeigen, daß heilende Nerven sich wieder an das zentrale Nervensystem anschließen und dann auch sinnvolle Signale an das Gehirn weiterleiten können, meint John Steeves von der University of British Columbia in Vancouver. "Das Gute daran ist, daß sich die Nerven nicht nur regenerieren, sondern auch noch funktionieren."

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