News: Den Feind zum Freund gemacht
Warum ist das so? Salmonellen stimulieren eines der körpereigenen Proteine zur Abtötung von Tumoren, den sogenannten Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF-alpha). TNF-alpha wiederum reagiert ironischerweise mit einem Bestandteil der Zellwand der Bakterien – dem Lipopolysaccharid –, und hierbei entsteht eine massive und lebensbedrohliche Reaktion des Immunsystems, die als "septischer Schock" bezeichnet wird.
David Bermudes von Vion Pharmaceuticals Inc. in New Haven und seine Kollegen berichten nun in der Januar-Ausgabe 1999 von Nature Biotechnology, daß sie die Lipopolysaccharid-Zusammensetzung einer hyperinvasiven Salmonellenart genetisch verändert haben. Diese "msbB"-mutierten Mikroben induzieren weitaus weniger TNF-alpha und sind 10 000mal weniger toxisch als ihre normalen Verwandten. Außerdem werden sie 1000mal stärker von Tumoren als von gesundem Gewebe angezogen. In Versuchen mit Mäusen entwickelten sich bei Tieren, die mit Salmonellen behandelt wurden, um 94 Prozent kleinere Tumore als bei einer Kontrollgruppe.
Obwohl die Wissenschaftler sehr zuversichtlich sind, daß der neue msbB-Salmonellenstamm bei der Arbeit mit Mäusen, Schweinen und menschlichen Zellkulturen "einen wichtigen Fortschritt in puncto Sicherheit" darstellt, geben sie gleichzeitig zu bedenken, daß es noch ein langer Weg ist, bevor die mikroskopischen "Wundergeschosse" bei Menschen angewandt werden können. Zunächst muß jede Möglichkeit ausgeschlossen werden, daß die Salmonellen oder Teile von ihnen andere Immunreaktionen auslösen können.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 21.10.1997
"Salmonellen als neue Waffe gegen Krebs?"
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