News: Den Malaria-Erreger verhungern lassen
Nachdem ein Malaria-Parasit ein rotes Blutkörperchen infiziert hat, beginnt er in den ersten 48 Stunden auf ein Vielfaches seiner bisherigen Größe anzuwachsen und sich anschließend zu teilen. Für diesen Kraftakt braucht P. falciparum viel Nahrung in Form von Proteinen, Zucker und DNA-Bausteinen. Den ersten Hunger kann es schon stillen, indem es das Hämoglobin der Wirtszelle verdaut. Aber das reicht nicht, und Nährstoffe müssen von außen in die Zelle kommen, um den übrigen Bedarf zu decken.
Sanjay A. Desai und seine Kollegen von den National Institutes of Health in Bethesda, Maryland haben nun Poren-ähnliche "Löcher" identifiziert, die diese Transport-Aufgabe erfüllen können (Nature vom 31. August 2000). Mit Hilfe von Kleinstelektroden und eigens entwickelter Methoden erkannten die Forscher, dass die Membranen befallener Erythrocyten mit tausend oder mehr Poren übersät sind. Im Gegensatz dazu fehlen solche Kanäle auf gesunden roten Blutkörperchen. "Viele infektiöse Keime müssen solche Poren schaffen, um Krankheiten zu verursachen", sagt der Zellbiologe Joshua Zimmerberg. So dringt beispielsweise das Influenza-Virus über "Löcher" in die Zielzelle ein. Und auch der Erreger der Toxoplasmose nutzt Poren, um Zellen zu infizieren.
Im Falle der Malaria ist allerdings noch nicht klar, ob P. falciparum die Erythrocyten so programmiert, dass sie ein parasitäres Protein neubilden und einbauen, oder ob sie "nur" ein eigenes Protein in großer Zahl synthetisieren müssen. Deswegen will Desai nun die Natur der Poren-Bausteine ermitteln. "Mit dieser Information wären Forscher vielleicht eher in der Lage, Wirkstoffe zu entwickeln, die den Parasiten von seiner Nahrungszufuhr abschneiden," sagt der Malaria-Experte. Sollte sich herausstellen, dass das Poren-Protein neu und somit zellfremd ist, bietet sich darüber hinaus ein neuer Ansatzpunkt für eine Impfstoff-Entwicklung.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 28.6.2000
"Manipulierte Malaria-Mücken"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.