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News: Den Mond aus der Bahn geworfen

Eigentlich sind sich die meisten Wissenschaftler einig, wie der Mond entstand: Er soll sich aus den Trümmern eines katastrophalen Zusammenstoßes der jungen Erde mit einem anderen Objekt geformt haben. Aber die Geschichte hat einen entscheidenden Haken, denn sie erklärt nicht, warum die Umlaufbahn des Mondes geneigt ist. Jetzt haben Planetenforscher anscheinend eine Antwort gefunden.
Die meisten Trabanten unseres Sonnensystems umrunden ihren Mutterplaneten innerhalb dessen Äquatorialebene. Aber unser Mond legt sich schief – seine Umlaufbahn ist gegenüber dem Erdäquator um 23 Grad geneigt. Berechnungen zufolge soll die Neigung kurz nach seiner Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren noch geringer gewesen sein, aber schon damals muss sie mindestens zehn Grad betragen haben. Und das passt nun gar nicht zu der allgemein verbreiteten Auffassung, dass sich der Mond aus den Trümmern bildete, nachdem die Erde mit einem Objekt von der Größe des Mars kollidiert war. Als Wissenschaftler diesen Prozess nämlich im Computer simulierten, kam für die Neigung der Umlaufbahn höchstens ein Grad heraus.

William Ward und Robin Canup vom Southwestern Research Institute in Boulder denken, dass sie nun eine Antwort auf dieses Rätsel gefunden haben. Sie simulierten die Wechselwirkungen des neu entstandenen Mondes mit den übrigen Resten in der Scheibe voller Trümmer um ihn herum. Demnach soll er, als er sich in den äußeren Regionen gebildet hatte, im Inneren der Scheibe Wellen erzeugt haben. Nur wenige Jahrzehnte dieser Gezeitenkräfte reichten offenbar aus, um den Mond auf die schiefe Bahn zu bringen (Nature vom 17. Februar 2000).

Bisher gab es noch zwei andere Erklärungsansätze für die Neigung der Mondbahn. Zum einen wurden Gezeitenkräfte mit der Sonne dafür verantwortlich gemacht, zum anderen vermuteten Wissenschaftler einen weiteren starken Einschlag, entweder auf der Erde oder auf dem Mond selbst. Für beide Modelle sind jedoch ganz bestimmte Bedingungen nötig, damit sie überhaupt funktionieren, erklärt Alan Boss von der Carnegie Institution of Washington. "Diese neue Idee ist recht nett, und sie passt genau zu der Vorstellung des katastrophalen Zusammenstoßes", meint er. "Ich glaube, es gibt da kein großes Problem mehr."

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