Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Den Mond im Blick – die Highlights der ersten Oktoberhälfte
Am ersten Oktobertag ist Neumond. Wenige Tage später kann man am frühen Abend wieder die schmale Mondsichel kurz nach Sonnenuntergang neben der gleißend hellen Venus sehen. Am 11. Oktober zeigt sich auch wieder der Lichteffekt des "Goldenen Henkels" auf der schroffen Mondoberfläche. Diese Erscheinung ist ziemlich auffällig und wurde von mir schon oft erwähnt. Das liegt daran, dass sie sich etwa einmal im Monat über mehrere Stunden beobachten lässt. Der Goldene Henkel ist aber bei Weitem nicht das einzige Schattenspiel, das der Mond zu bieten hat. Für die anderen muss man jedoch viel genauer hinschauen.
Der Hesiodus-Strahl: Die beiden kleinen Krater Pitatus und Hesiodus sind an den Kraterwänden durch eine Lücke miteinander verbunden. Geht bei zunehmendem Mond die Sonne über diesen beiden Kratern auf, dann leuchtet sie die Kraterwand von Pitatus an. Nur ein kleiner Lichtstrahl dringt durch die Lücke und schneidet in die Dunkelheit von Hesiodus. Mit der Zeit kann man sehen, wie sich der Lichtstrahl immer weiter auffächert. Die Krater befinden sich auf der Südseite des Monds, nördlich des hellen Strahlenkraters Tycho. Auch wenn gerade kein Lichtspiel stattfindet, liegt direkt bei Hesiodus ein kleiner, aber besonders schöner Krater mit scharf abgegrenztem Doppelwall, worauf sich in jedem Fall ein Blick lohnt. Die meisten dieser Lichteffekte folgen dem gleichen Prinzip: Die Sonne geht über der Stelle auf oder unter und wirft dabei durch eine Lücke einen oder sogar mehrere Lichtstrahlen in eigentlich noch dunkle Bereiche. Weitere sind zum Beispiel Hall-Lichtstrahl, Torricelli-Lichtstrahl, Hypatia-Lichtstrahl und ähnliche Effekte bei den Kratern Walter, Ptolemäus und anderen. Natürlich kann man auch abseits dieser Lichtspiele den Mond beobachten. Er zeigt uns durch seine gebundene Rotation zwar jeden Tag immer die gleiche Seite, aber doch immer ein anderes Gesicht.
Die Planeten Mars und Jupiter haben mittlerweile die Himmelsbühne verlassen und sind zum Taghimmel gewechselt. Dafür sind zwei andere Planeten gut zu sehen. Neptun steht im Sternbild Wassermann und ist zurzeit 7,8 mag hell. Damit ist er für nahezu jedes Teleskop erreichbar. Um mehr als ein bläuliches Sternchen zu sehen, sollte man jedoch mindestens 100-fach vergrößern.
Ein Sternbild weiter, in den Fischen, findet man Uranus. Er befindet sich mitten im Sternbild zwischen den beiden schwachen Sternchen My und Epsilon Piscium. Uranus ist mit 5,7 mag viel heller und erscheint im Teleskop deutlich größer als Neptun. Details kann man aber auch diesem Planeten visuell nicht entlocken. Seine Farbe ist blau-grün-türkis, je nach Betrachter.
Ein unverkennbares Zeichen dafür, dass der Sommer vorbei ist, sind die Plejaden. Der offene Sternhaufen heißt offiziell Messier 45, wird aber auch Siebengestirn oder "die sieben Schwestern" genannt. Viele Menschen verwechseln die Plejaden oft mit dem Kleinen Wagen, da der Sternhaufen ein wenig danach aussieht. Ich hatte auch trotz des Namens noch nie einen Besucher in der Sternwarte, der genau sieben Sterne gesehen hat. Die meisten sehen sechs oder acht Sterne. In Wahrheit bestehen die Plejaden aber aus mehr als 1200 Sternen. Die Sterne des Haufens sind in ein riesiges Gebiet mit galaktischem Zirrus eingebettet. Auf lange belichteten Fotografien dieses Gebiets zeigen sich die Ausmaße der Staubwolken, die sich bis zum Sternbild Perseus erstrecken. Die hellsten Sterne der Plejaden erzeugen durch ihr Licht Reflexionsnebel an dem Staub. Der bekannteste ist der so genannte "Merope-Nebel" am gleichnamigen Stern. Nur unter besten Bedingungen ist es möglich, diese Reflexionsnebel zu sehen.
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