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News: Den Rang ins Gesicht geschrieben

Bei sozialen Insekten herrscht eine strenge Rangordnung. Welchen Gesellschaftsstatus Feldwespen in ihrem Staat einnehmen, verrät offenbar ihr Gesicht.
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Auf den ersten Blick gleichen sich Wespengesichter wie ein Ei dem anderen. Auf den zweiten Blick jedoch offenbaren die Feldwespen der Art Polistes fuscatus ganz unterschiedliche Zeichnungen aus gelben und schwarzen Streifen und Punkten, die den Tieren ein nahezu unverwechselbares Aussehen verleihen.

Nun ist es bei uns Menschen und einer ganzen Reihe von anderen Tieren – von Fischen über Reptilien und Vögel bis zu den Säugetieren – völlig normal, dass einzelne Individuen mehr oder weniger treffsicher erkannt werden, wobei das Aussehen oft eine Schlüsselrolle spielt. Sozialen Insekten jedoch trauten Wissenschaftler eine solche Gehirnleistung nur bedingt zu, und wenn, dann würde sie wohl vor allem auf Duftmarken beruhen. Und dabei geht es in ihrem Fall nicht nur um pure Verwandtschaft, sondern auch um die jeweilige Stellung in der Hierarchie der Gemeinschaft.

Warum aber haben dann die Feldwespen derart fein differenzierte Gesichtszüge? Mit einem winzigen Pinsel rückte Elizabeth Tibbetts von der Cornell University den gestreiften Hautflüglern – und zwar Arbeiterinnen wie Königinnen – aus verschiedenen Nestern zu Leibe und schminkte einen Teil der Tiere um. Zur Kontrolle verabreichte sie auch den anderen eingesammelten Nestgenossen ein kleines Make-up, das jedoch die ursprünglichen Muster nicht veränderte. Dann setzte sie die Tiere wieder in die Behausung zurück.

Dort lösten sie zunächst wilde Aufregung aus, obwohl sie sich weiterhin per Duftmarke als ehemalige Mitbewohner ausweisen konnten. Die Tiere mit den übermalten, aber vertrauten Gesichtszügen hatten das Spießrutenlaufen allerdings schnell hinter sich und konnten ihre gewohnte Rolle im Staat wieder übernehmen. Deutlich schwerer hatten es die Artgenossen mit fremdem Aussehen: Sie mussten sehr viel häufiger Attacken über sich ergehen lassen. Insgesamt fielen diese jedoch deutlich milder aus als die Angriffe, mit denen die Wespen fremde Eindringlinge vertreiben.

Nach zwei Stunden war dann aber Schluss mit den Anfeindungen, und das Gemeinschaftsleben wieder zurechtgerückt. Offenbar hatten die Nestbewohner die Tiere mit den ungewohnten Gesichtszügen durchaus als Verwandte erkannt, doch fehlte der Hinweis auf die soziale Stellung. Als die Rangverhältnisse wieder klargestellt waren, kehrte entsprechend Ruhe ein.

George Gamboa von der Oakland University in Rochester zeigt sich von den Ergebnissen überrascht. "Die meisten von uns, die mit sozialen Insekten arbeiten, gehen davon aus, dass die Kommunikation vorwiegend auf chemischen Wege läuft", erklärt er.

Als wirklich überzeugenden Hinweis auf die Rolle der Gesichtszeichnung müsste man jetzt noch prüfen, ob die Arbeiterinnen einer Kollegin mit der geschminkten Maske einer Königin auch tatsächlich hochherrschaftliche Ehrung erweisen würden, fügt er hinzu. Bei dieser Aufgabe hat Tibbetts jedoch Bedenken bezüglich ihrer künstlerischen Fähigkeiten: "Es ist eine Sache, eine Wespe so zu schminken, dass sie einfach anders aussieht. Es ist jedoch eine ganz andere Sache, eine Wespe so zu bemalen, dass sie einer anderen ähnelt."

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