Hirnforschung: Depression geht mit kleinerem Gedächtniszentrum einher
Menschen, die mit wiederkehrenden depressiven Episoden zu kämpfen haben, besitzen im Schnitt einen kleineren Hippocampus als gesunde Personen. Das berichten nun Forscher um Jim Lagopoulos von der University of Sydney im Fachmagazin "Molecular Psychiatry". Die Wissenschaftler hatten sich für ihre Studie den bisher größten neurologischen Datensatz zum Thema Depression vorgenommen: Insgesamt sichteten sie Hirnscans von mehr als 1700 Patienten mit einer schweren Depression und rund 7200 gesunden Menschen, die in den vergangenen Jahren im Rahmen von 15 verschiedenen Studien in Europa, den USA und Australien angefertigt worden waren.
Dabei entdeckten sie im Einklang mit früheren Studien, die aber weniger statistische Aussagekraft besessen hatten, dass Depressionen offenbar mit einem verringerten Hippocampusvolumen einhergingen. Dieser Effekt ging vor allem auf Patienten zurück, die unter wiederkehrenden Krankheitsepisoden litten und etwa 65 Prozent aller in der Studie untersuchten Depressionspatienten ausmachten. Aber auch Betroffene, bei denen die Krankheit bereits im Jugendalter begonnen hatte, zeigten dieselbe Veränderung. Bei Menschen, die erst eine depressive Episode hinter sich hatten, konnten die Forscher dagegen keine Auffälligkeiten feststellen.
Lagopoulos und seine Kollegen vermuten daher, dass es die Erkrankung ist, die das Gehirn verändert. Mit Sicherheit können sie den Daten aber nicht entnehmen, wie Ursache und Wirkung in diesem Fall gelagert sind. Es wäre auch umgekehrt möglich, das Menschen mit einem kleineren Hippocampus einfach anfälliger für schwere Depressionen sind. Der Hippocampus spielt im Gehirn unter anderem eine wichtige Rolle bei Lern- und Gedächtnisprozessen. Ob mit der Verkleinerung auch kognitive Einbußen einhergehen, hatten die Forscher allerdings nicht gemessen. Andere Studien deuten darauf hin, dass eine Depression mitunter auch die Gedächtnisprozesse der Betroffenen beeinträchtigt. So kann sie etwa vorübergehend vergesslich machen oder selektiv beeinflussen, welche Inhalte besser im Gedächtnis hängen bleiben. Aus der Arbeit von Lagopoulos und Kollegen lässt sich aber kein direkter Zusammenhang zwischen einem kleinen Hippocampus und einem schlechten Gedächtnis bei Depression ableiten.
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