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Depression: Was gegen männliche Schwermut hilft

Über geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depression aufzuklären, könnte betroffenen Männern dabei helfen, die Erkrankung zu erkennen und sich professionelle Hilfe zu suchen.
Ein Mann steht mit gebeugtem Kopf am Fenster
Um Depressionen bei Männern besser zu erkennen, bietet sich eine geschlechtsspezifische Aufklärung an. (Symbolbild)

Eine Depression äußert sich hauptsächlich durch Niedergeschlagenheit und Freudlosigkeit. Hinzu kommen Anzeichen wie Schuldgefühle oder Suizidgedanken. Vor allem bei Männern jedoch treten auch häufig externalisierende, also nach außen gerichtete Symptome auf: Sie sind beispielsweise aggressiv und leicht reizbar, konsumieren Drogen oder verhalten sich generell risikoreich. Das führt dazu, dass eine Depression bei Männern oft spät oder gar nicht erkannt wird.

Wie eine Onlinestudie der Universität Zürich zeigt, könnten männliche Betroffene davon profitieren, eigens auf ihr Geschlecht zugeschnittene Informationen über die Erkrankung erhalten. Die Fachleute um den Psychologen Andreas Walther rekrutierten 152 männliche Probanden mit einer Depression und einem durchschnittlichen Alter von 26 Jahren. Rund 40 Prozent gaben in der ersten Befragung eine schwere Symptomatik an, bei weiteren fast 40 Prozent war die Erkrankung moderat ausgeprägt, der Rest nur leicht depressiv.

Die Hälfte der Teilnehmer erhielt Informationsmaterial zum Thema Depression zu lesen, das sich auf Inhalte der klassischen kognitiven Verhaltenstherapie stützte. Es enthielt beispielsweise Erläuterungen zu den typischen Symptomen der Erkrankung und zu verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Die andere Hälfte erhielt dagegen eine geschlechtsspezifische Variante der Materialien. Darin wurde etwa betont, welche Kennzeichen eine Depression speziell bei Männern verursachen kann. Auch gesellschaftliche Normen und traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit kamen zur Sprache, und es wurden alternative Sichtweisen angeboten – zum Beispiel, dass es durchaus stark und verantwortungsbewusst sein könne, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Direkt nach dem Lesen des Infomaterials füllten alle Teilnehmer weitere Fragebogen aus. Dabei zeigte sich: Die auf Männer zugeschnittene Variante reduzierte Scham und negative Gefühle deutlicher. So stimmten Probanden, die diese Version gelesen hatten, anschließend weniger stark Aussagen zu wie: »Ich mache mir darüber Sorgen, was andere Leute von mir denken.« Es gab auch Hinweise darauf, dass jene Teilnehmer anschließend eher geneigt waren, klassische, aber »unmännliche« Depressionssymptome wie Niedergeschlagenheit und Erschöpfung auf einem Fragebogen anzugeben.

Das Wissen darüber, dass externalisierende Symptome auf eine klinische Depression hindeuten können, dürfte den Autoren zufolge anfangs bei einigen Betroffenen zu einer erhöhten psychischen Belastung führen – da sie erst dadurch beginnen, das volle Ausmaß ihrer Erkrankung zu erfassen. Langfristig könnte das aber ihr Verständnis für die eigenen Emotionen verbessern und die Zeit bis zu einer Diagnose verkürzen.

  • Quellen
Psychotherapy Research 10.1080/10503307.2024.2398085, 2024

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