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Selbstwahrnehmung: Depressive Patienten bemessen ihre Heilung anders als Wissenschaftler

Ob es ihnen besser geht, bemessen depressive Patienten an vollkommen anderen Faktoren als Wissenschaftler, die über Depressionen forschen, ergab eine Studie des Rhode Island Hospital in Providence.

Während die Experten die Veränderung der Schlaf- und Essgewohnheiten, der Konzentrationsfähigkeit oder das Interesse an bestimmten Aktivitäten beobachten und entsprechend die Symptome der Depression im Blick haben, bewerten Patienten ihre Besserung danach, wie gut oder schlecht sie sich fühlen. Die relevanten Faktoren für depressive Patienten sind demnach das Gefühl, wieder zum gewohnten, normalen Selbstgefühl zurückgekehrt zu sein, in Alltag und Beruf "normal zu funtionieren" und sich optimistisch und selbstsicher zu fühlen.

Daher könne ein Patient nach den Bewertungskriterien der Forscher von seiner Depression genesen sein, ohne sich entsprechend gesund zu fühlen oder aber Symptome einer Depression aufweisen, obwohl er sich selbst nicht als depressiv wahrnimmt, erklärt der federführende Autor der Studie, Mark Zimmermann.

Die Ursache für diese Diskrepanz sieht der Psychiater in der Schwierigkeit, klare Genesungsziele für Depressionen aufzustellen. Anders als bei körperlichen Erkrankungen könne man hier keine spezifischen Messdaten festlegen. Dennoch sei angesichts der Untersuchungsergebnisse zu überlegen, ob nicht die fachliche Definition von Depression ausgeweitet werden sollte, um so dem Empfinden der Patienten besser gerecht zu werden.

In der Studie wurden 535 schwer depressive Patienten der ambulanten Psychatrie des Rhode Island Hospital gebeten, sechzehn Faktoren zu benennen, nach denen sie selbst eine Besserung ihres Befindens bestimmen würden. Als wichtigste solcher Faktoren nannten die meisten Befragten positive geistige Gesundheit, sich in Beruf, Schule oder Familie normal zu verhalten, die Kontrolle über ihre Emotionen zu besitzen und sich wieder wie ganz normal zu fühlen. Auch funtionierende und freudvolle Beziehungen zu Familie und Freunden standen auf der Faktorenliste ganz oben.

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