Erdgeschichte: Der chemische Cocktail, der zum größten Massenaussterben führte
Vor zirka 252 Millionen Jahren herrschten auf der Erde äußerst lebensfeindliche Bedingungen, die zu einem gewaltigen Massenaussterben führten. Als Grund vermuten Geologen bislang massive Vulkantätigkeiten im sibirischen Trapp und den Ausstoß von Methan aus dem Meeresboden. Was sich damals am Ende des Perm-Erdzeitalters jedoch genau ereignete, haben Forscher nun anhand fossiler Meeresorganismen rekonstruiert. Offenbar löste nicht Methan, sondern der gigantische Magmaausstoß eine Klimaerwärmung und daraufhin eine Katastrophenkaskade aus, die innerhalb einiger Jahrtausende die Erde extrem unwirtlich werden ließ.
Für ihre Studie, die im Fachmagazin »Nature Geoscience« erschienen ist, untersuchten Forscher um Hana Jurikova und Anton Eisenhauer vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel fossile Schalen von so genannten Brachiopoden, muschelähnlichen Meeresbewohnern, die in Gesteinsschichten der Südtiroler Alpen vorkommen. »Diese Schalen wurden vor 252 Millionen Jahren am Boden der flachen Schelfmeere des Tethys-Ozeans abgelagert und erfassen die Umweltbedingungen kurz vor und zu Beginn des Aussterbens«, sagt Hana Jurikova laut einer Presseaussendung des Geomar. Die Forschergruppe analysierte den Isotopengehalt der Fossilien, im Speziellen von Isotopen der Elemente Bor, Kohlenstoff und Sauerstoff. Die Messungen hätten gezeigt, dass die Gewässer extrem versauert waren. Offenbar waren durch gewaltige Vulkantätigkeiten im sibirischen Trapp große Mengen CO2 in die Atmosphäre gelangt. Daraufhin sank nicht nur der pH-Wert in den Meeren, sondern der verstärkte Treibhauseffekt führte auch zu einer immensen Klimaerwärmung. Wie die Wissenschaftler vermuten, intensivierten sich durch die globale Erwärmung Verwitterungsprozesse an Land. In der Folge wurden mehr Nährstoffe in Gewässer frei gegeben. Durch die folgende Eutrophierung der Meere verringerte sich dort der Sauerstoffgehalt. Eine Kette an relativ rasch ablaufenden Prozessen hatte demnach die Lebensbedingungen sowohl an Land als auch zu Wasser extrem unwirtlich werden lassen.
Ähnlichkeiten zu heute?
Die Forscher um Jurikova und Eisenhauer stellen die damaligen Ereignisse auch dem heutigen Klimawandel gegenüber, selbst wenn sich beide Vorgänge sicher nicht direkt vergleichen ließen, wie die Wissenschaftler betonen. »Es ist jedoch bemerkenswert, dass selbst die höchste Emissionsrate während des größten bekannten Massenaussterbens immer noch mehr als 14-mal niedriger ist als die derzeitige menschengemachte Rate«, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Für das Verständnis des gegenwärtigen Klimawandels und seine Folgen sei die Gegenüberstellung laut den Forschern hilfreich, um die weitere Entwicklung der globalen Erwärmung einzuschätzen.
Bei dem Massenaussterben am Übergang vom Perm zum Erdzeitalter der Trias handelte es sich offenbar um das bisher größte Ereignis dieser Art in der Erdgeschichte. Schätzungen zufolge starben vor rund 252 Millionen Jahren zirka 95 Prozent aller Organismen im Meer und ungefähr 75 Prozent aller Landlebewesen aus. Und zwar in einem relativ kurzen Zeitraum von wenigen tausend Jahren.
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