News: Der dritte Stamm
Der neue Stamm, den die Wissenschaftler YBF30 tauften, steht dem Schimpansen-SIV genetisch näher als andere HIV-1-Stämme. Seine evolutionären Vorfahren könnten vielleicht von Schimpansen auf Menschen übertragen worden sein. Simon Wain-Hobson, AIDS-Forscher vom Institut Pasteur in Paris, gibt indes zu bedenken, daß diese Schlußfolgerung vielleicht auch "ein Schnellschuß" ist, da nur einige wenige Schimpansen-SIV zum Vergleich verfügbar sind.
Bis heute scheint sich YBF30 noch nicht sehr weit verbreitet zu haben: Nur bei drei von 700 Blutproben von in Kamerun lebenden HIV-1-infizierten Patienten ließ sich der Stamm nachweisen. Wie Wain-Hobson jedoch bemerkt, "verbreitete sich die M-Gruppe wahrscheinlich explosionsartig, weil sie in städtische Gebiete gelangte, und zwar sehr früh. Würde man Viren der N-Gruppe in New York freisetzen, gäbe es eine Epidemie." Aus diesem Grunde empfehlen die Wissenschaftler die HIV-Tests entsprechend zu modifizieren. François Simon erklärt: "Eine kontinuierliche Suche nach neuen Varianten ist nötig, um die Sicherheit des Spenderblutes sicherzustellen ... Diese Viren stehen bereits in den Startlöchern und warten nur auf günstige Bedingungen."
Siehe auch
- Spektrum der Wissenschaft 9/98, ab Seite 34
Schwerpunktthema: AIDS
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