News: Der Duft der Ameisenfrauen
Um Erfolg bei ihren Frauen zu haben, müssen manche Ameisenmänner erst einmal beweisen, dass sie echte Kerle sind. Statt aber, wie eigentlich üblich, brutalstmöglich jegliche Konkurrenz aus dem Feld zu beißen, halten sich manche Männchen hinter der Maske der Weiblichkeit aus allem heraus - was Königinnen durchaus ebenfalls honorieren.
Wirft man einen Blick unter die wohlorganisiert scheinende Oberfläche eines Ameisenstaates, so entdeckt man, mit Ausnahme rasanter Autoverfolgungsjagden, schnell alle Elemente eines Hollywood-Dramas: Den Kampf auf Leben und Tod, Sex und Verrat. Auf den einfachsten soziobiologischen Nenner gebracht geht es allen Darstellern dabei nur um das eine – zu überleben und die eigenen Gene erfolgreich an die nächste Generation weiterzugeben.
Den Männchen der tropischen Ameisenart Cardiocondyla obscurior sind dabei viele Mittel recht. Sie konkurrieren untereinander um die Gunst der bis zu 40 Königinnen eines Staates – nur wenige Glückliche dürfen sich aber am Ende einer erbarmungslosen Selektion des Tüchtigsten auch paaren und Nachkommen produzieren. Brutalität ist, wie so oft, einer der Wege zum Glück; und so duellieren sich die aggressiven, ungeflügelten Männchen des Ameisenstaates bis aufs Insektenblut. Diese Männchen stattete die Natur folgerichtig mit säbelartigen Beißwerkzeugen aus sowie einer Neigung zum bedingungslosen Kampf um Sieg und Liebe – oder Tod.
Angesichts der winkenden Belohnung und den Konsequenzen einer drohenden Niederlage bedienen sich manche der Kämpfer auch perfider chemischer Kriegstechniken. Sie beschmieren ihre Gegner mit einem Alarmsekret, welches das nesteigene Sicherheitspersonal des Ameisenstaates auf den Plan ruft. Die Wachleute – an sexuellen Eskapaden nicht interessierte, weil unfruchtbare Arbeiterinnen – erkennen ein sekretmarkiertes Männchen nur mehr als entlarvten Staatsfeind, töten es auf der Stelle und schaffen so den übriggebliebenen Gladiatoren einen Konkurrenten bequem vom Hals.
Soweit zum Schlachtengemälde. Sylvia Cremer und ihre Kollegen der Universität Regensburg entdeckten nun, inmitten des Getümmels, einen raffinierten Trick, der einen neuen Helden in den Mittelpunkt des Ameisendramas rückt: die geflügelten Männchen. Sie sind keineswegs seltener als die ungeflügelten Rabauken, erscheinen neben den kämpfenden Geschlechtsgenossen aber wie brillentragende Außenseiter auf dem Schul-Pausenhof. Genau wie diese halten sie sich, schwächlich gebaut wie sie sind, aus allen Feindseligkeiten heraus. Eins passt dabei aber nicht ins Bild: Die schlaffen Softies haben genausoviel Paarungserfolg bei den Königinnen wie die harten Jungs.
Das sollte nun durchaus ein Grund für die körperlich überlegenen, ungeflügelten Männchen sein, sich der geflügelten und wenig wehrhaften männlichen Konkurrenz durch ein paar tödliche Attacken zu entledigen. Stattdessen legen die Ungeflügelten aber gegenüber ihren geflügelten Geschlechtsgenossen ein in archaischen Machismo-Kulturen eigentlich wenig toleriertes Verhalten an den Tag: Sie näheren sich ihnen in eindeutig sexueller Absicht und versuchen sie zu begatten statt zu bekämpfen.
Den Grund für dieses verwirrte Verhalten enthüllten nun die Regensburger Forscher. Sie analysierten die Zusammensetzung der Kohlenwasserstoffe auf den Panzern der Insekten – also jenen Komponenten, aus denen sich die von Ameisen erkennbare, charakteristische Duftnote zusammensetzt. Dabei wurde deutlich, dass junge, geflügelte Männchen ein täuschend ähnliches Duftbouquet verströmen wie jungfräuliche Königinnen. Mit diesem königlichen Parfüm täuschen die geflügelten Männchen ihre ungeflügelten Rivalen – betören sie gar soweit, bis es zu deren fehlgeleiteten sexuellen Avancen kommt. Einem ordentlichen Kampf unter Männern gehen die Duft-Trickser damit geschickt aus dem Weg.
Diese Form der innerartlichen chemischen Mimikry ist im Tierreich bislang noch nicht beobachtet worden. Bekannt sind manche Schlangen und Käfer, deren körperlich benachteiligte Männchen Duellsituationen mit Konkurrenten durch eine täuschende Simulation weiblichen Dufts vermeiden – sie zahlen dafür aber in der Regel mit Verachtung der Weibchen und geringem Paarungserfolg. Die Cardiocondyla-Königinnen dagegen sehen über die feminine Duftnote ihrer Flügelmänner gnädig hinweg und nehmen deren Zärtlichkeiten genauso entgegen wie die der abgekämpften Helden.
Kein Stress und viel Sex: klare Vorteile eines königlichen Parfümschwindels. Da scheint es ein geringer Preis zu sein, ein wenig erfolglos von erfolgreich brutalen Flügellosen bedrängt zu werden. Und schließlich haben die sanft parfümierten Lieblinge der Ameisengötter noch ein weiteres Ass im Ärmel: Nur sie haben die Flügel. Wird ihnen das sexualisierte Gewusel des Ameisenstaates einmal zuviel, dann können sie es alles unter sich lassen – der Sonne entgegen. Ein echtes Hollywood-Happyend.
Den Männchen der tropischen Ameisenart Cardiocondyla obscurior sind dabei viele Mittel recht. Sie konkurrieren untereinander um die Gunst der bis zu 40 Königinnen eines Staates – nur wenige Glückliche dürfen sich aber am Ende einer erbarmungslosen Selektion des Tüchtigsten auch paaren und Nachkommen produzieren. Brutalität ist, wie so oft, einer der Wege zum Glück; und so duellieren sich die aggressiven, ungeflügelten Männchen des Ameisenstaates bis aufs Insektenblut. Diese Männchen stattete die Natur folgerichtig mit säbelartigen Beißwerkzeugen aus sowie einer Neigung zum bedingungslosen Kampf um Sieg und Liebe – oder Tod.
Angesichts der winkenden Belohnung und den Konsequenzen einer drohenden Niederlage bedienen sich manche der Kämpfer auch perfider chemischer Kriegstechniken. Sie beschmieren ihre Gegner mit einem Alarmsekret, welches das nesteigene Sicherheitspersonal des Ameisenstaates auf den Plan ruft. Die Wachleute – an sexuellen Eskapaden nicht interessierte, weil unfruchtbare Arbeiterinnen – erkennen ein sekretmarkiertes Männchen nur mehr als entlarvten Staatsfeind, töten es auf der Stelle und schaffen so den übriggebliebenen Gladiatoren einen Konkurrenten bequem vom Hals.
Soweit zum Schlachtengemälde. Sylvia Cremer und ihre Kollegen der Universität Regensburg entdeckten nun, inmitten des Getümmels, einen raffinierten Trick, der einen neuen Helden in den Mittelpunkt des Ameisendramas rückt: die geflügelten Männchen. Sie sind keineswegs seltener als die ungeflügelten Rabauken, erscheinen neben den kämpfenden Geschlechtsgenossen aber wie brillentragende Außenseiter auf dem Schul-Pausenhof. Genau wie diese halten sie sich, schwächlich gebaut wie sie sind, aus allen Feindseligkeiten heraus. Eins passt dabei aber nicht ins Bild: Die schlaffen Softies haben genausoviel Paarungserfolg bei den Königinnen wie die harten Jungs.
Das sollte nun durchaus ein Grund für die körperlich überlegenen, ungeflügelten Männchen sein, sich der geflügelten und wenig wehrhaften männlichen Konkurrenz durch ein paar tödliche Attacken zu entledigen. Stattdessen legen die Ungeflügelten aber gegenüber ihren geflügelten Geschlechtsgenossen ein in archaischen Machismo-Kulturen eigentlich wenig toleriertes Verhalten an den Tag: Sie näheren sich ihnen in eindeutig sexueller Absicht und versuchen sie zu begatten statt zu bekämpfen.
Den Grund für dieses verwirrte Verhalten enthüllten nun die Regensburger Forscher. Sie analysierten die Zusammensetzung der Kohlenwasserstoffe auf den Panzern der Insekten – also jenen Komponenten, aus denen sich die von Ameisen erkennbare, charakteristische Duftnote zusammensetzt. Dabei wurde deutlich, dass junge, geflügelte Männchen ein täuschend ähnliches Duftbouquet verströmen wie jungfräuliche Königinnen. Mit diesem königlichen Parfüm täuschen die geflügelten Männchen ihre ungeflügelten Rivalen – betören sie gar soweit, bis es zu deren fehlgeleiteten sexuellen Avancen kommt. Einem ordentlichen Kampf unter Männern gehen die Duft-Trickser damit geschickt aus dem Weg.
Diese Form der innerartlichen chemischen Mimikry ist im Tierreich bislang noch nicht beobachtet worden. Bekannt sind manche Schlangen und Käfer, deren körperlich benachteiligte Männchen Duellsituationen mit Konkurrenten durch eine täuschende Simulation weiblichen Dufts vermeiden – sie zahlen dafür aber in der Regel mit Verachtung der Weibchen und geringem Paarungserfolg. Die Cardiocondyla-Königinnen dagegen sehen über die feminine Duftnote ihrer Flügelmänner gnädig hinweg und nehmen deren Zärtlichkeiten genauso entgegen wie die der abgekämpften Helden.
Kein Stress und viel Sex: klare Vorteile eines königlichen Parfümschwindels. Da scheint es ein geringer Preis zu sein, ein wenig erfolglos von erfolgreich brutalen Flügellosen bedrängt zu werden. Und schließlich haben die sanft parfümierten Lieblinge der Ameisengötter noch ein weiteres Ass im Ärmel: Nur sie haben die Flügel. Wird ihnen das sexualisierte Gewusel des Ameisenstaates einmal zuviel, dann können sie es alles unter sich lassen – der Sonne entgegen. Ein echtes Hollywood-Happyend.
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