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News: Der europäische Wald im Jahr 2000

Die gute Nachricht zuerst: Die über Jahre beobachteten Verschlechterungen des Kronenzustands der wichtigsten Baumarten in Europa hat sich verlangsamt. Die schlechte Nachricht folgt jedoch auf den Fuß: Die von der Waldschadensforschung prognostizierten Wirkungen der Luftschadstoffe sowie zahlreicher weiterer Belastungen für den Wald haben sich bestätigt. Diese Ergebnisse stellt jetzt der aktuelle Europäische Waldzustandsbericht vor.
Am 9. Oktober 2000 hat die Europäische Kommission in Brüssel den aktuellen Europäischen Waldzustandsbericht vorgestellt. Dieser Bericht wird jährlich am Institut für Weltforstwirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft in Hamburg im Auftrage der Europäischen Union und der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UN/ECE) erstellt. Dem diesjährigen Bericht liegen die Waldzustandsdaten des Jahres 1999 aus 32 Staaten Europas zugrunde.

Seit Beginn der Erhebungen im Jahre 1986 zeigt sich im europäischen Durchschnitt eine anhaltende Verschlechterung des Kronenzustandes. 1999 wurden 22,6 Prozent aller Probebäume nach dem Kronenzustand als "geschädigt" eingestuft. Jedoch bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Baumarten, Regionen und Zeiträumen.

Der Nadel- beziehungsweise Blattverlust hat in den vergangenen Jahren besonders bei der Seestrandkiefer und der Steineiche im Mittelmeerraum zugenommen. Als Ursache werden Trockenjahre, Insekten- und Pilzbefall sowie Ozonbelastung vermutet. Das Schadensausmaß ist bei diesen Baumarten heute vergleichbar mit dem langjährigen Schadensausmaß der Gemeinen Buche, der Stiel- und Traubeneiche sowie der Rotfichte in Zentral- und Osteuropa. Dort liegen die Hauptschadensgebiete großenteils in den Regionen der höchsten Immissionsbelastung. Im Gegensatz dazu hat die Waldkiefer in Teilen Zentral- und Osteuropas ihren Kronenzustand deutlich verbessert. Als Ursachen hierfür gelten günstigere Witterungsverhältnisse sowie nachlassende Schadstoffeinträge als Folge von Betriebsschließungen nach der politischen Wende.

Die räumlichen und zeitlichen Unterschiede im Kronenzustand sind das Resultat einer Vielzahl natürlicher und vom Menschen verursachter Umwelteinflüsse, die in unterschiedlicher Intensität und in verschiedensten Kombinationen miteinander wirken. Unter diesen Faktoren führen vor allem die Einträge von Luftschadstoffen zu langfristigen Belastungen der Waldökosysteme. Während in früheren Jahren die Schwefeleinträge die hauptsächliche Depositionsbelastung darstellten, ergaben die neuen Untersuchungen, dass diese Einträge mittlerweile niedriger liegen als die Stickstoffeinträge. Hier zeigt sich der Erfolg der Umsetzung internationaler Abkommen zur Reduzierung von Schwefelemissionen in Europa.

Zugleich aber zeigt sich die noch immer zu hohe Belastung durch Stickstoff. Die gegenwärtigen Stickstoffeinträge lassen auf über der Hälfte der Flächen negative Auswirkungen für die Bodenvegetation befürchten. Ebenfalls wurden von der Waldschadensforschung kleinflächig beschriebene Depositionswirkungen wie Bodenversauerung, Nitratauswaschung ins Grundwasser und Freisetzung pflanzenschädigender Aluminium-Ionen auf zahlreichen Flächen bestätigt. Auf etwa einem Drittel der untersuchten Flächen waren die Nährstoffkonzentrationen in Nadeln und Blättern nicht ausgeglichen.

Die Europäische Waldzustandserfassung hat sich im Verlaufe ihres 15jährigen Bestehens zu einem der größten Biomonitoringprogramme der Welt entwickelt. Neben den Daten der jährlichen europaweiten Überwachung des Kronenzustandes der Waldbäume liegen Ergebnisse großräumiger Erhebungen des Bodenzustandes der Wälder und des Ernährungszustandes der Bäume vor. Besonders wichtig für die Analyse der Schadensursachen sind die neuen Ergebnisse des intensiven Waldökosystem-Monitorings. Hier werden auf bis zu 860 Dauerbeobachtungsflächen neben den Baumkronen, dem Waldboden und dem Ernährungszustand auch das Waldwachstum und die Bodenvegetation untersucht sowie Schadstoffeinträge und der Witterungsverlauf gemessen.

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