Direkt zum Inhalt

News: Der Goliath unter den Trilobiten

Gliederfüßler, zu denen auch Krebse und Insekten gehören, sind normalerweise eher klein. Sie haben kein Skelett, sondern einen Chitinpanzer, der ihrem Wachstum natürliche Grenzen setzt. So dachte man auch lange Zeit von den Trilobiten, einer ausgestorbenen Gliederfüßlerart, die im Paläozoikum die Meere bewohnte. Vor einigen Jahren fanden Wissenschaftler dann ein Fossil dieses Tieres, das mit 43 Zentimetern die bis dahin bekannten Grenzen sprengte. Bei Ausgrabungen in Kanada kam ein weiteres Exemplar zu Tage, das mit Leichtigkeit den Rekord in die Höhe schrauben konnte.
Die ausgestorbenen Trilobiten gehören, wie die heute noch lebenden Skorpione, Krebse und Insekten zu den Arthropoden. Die Vertreter dieser Tiergruppe haben kein inneres Skelett, sondern werden von einem Chitinpanzer geschützt. Mit ihren flachen ovalen Körpern erinnern die Trilobiten an heutige Kellerasseln. Etwa 15 000 unterschiedliche Arten besiedelten im Paläozoikum (vor 545 bis 250 Millionen Jahren) alle Weltmeere. Als häufig vorkommende aber kurzlebige Arten gehören die Trilobiten für die Paläontologen zu den wichtigsten "Leitfossilien", also Funde, die helfen, geologische Erdschichten einer bestimmten Zeitphase zuzuordnen. Normalerweise erreichen diese Gliederfüßler nur eine Größe von drei bis zehn Zentimetern. Nun stießen kanadische Paläontologen um Graham Young vom Manitoba Museum in Kanada auf den größten aller bekannten Trilobiten: Er misst 72 Zentimeter und ist damit fast doppelt so groß wie der letzte Rekordhalter mit nur 43 Zentimetern.

Der Fund kam zu Tage, als die Wissenschaftler Sandsteinablagerungen auf Fossilien untersuchten, die aus einer Zeit stammen, als an der kanadischen Küste bei Manitoba noch tropisches Klima herrschte. Damals, im Ordovizium, war die Blütezeit der Trilobiten schon zu Ende. Um so höher ist der neue Fund zu bewerten: "Ein Trilobit dieser Größe ist tatsächlich erstaunlich", sagt Graham Young, einer der beteiligten Paläontologen, "die Arthropoden sind Tiere ohne Rückgrat, sodass sie normalerweise eher klein sind. Bei so großen Kreaturen stellen sich jedoch sofort Fragen nach einer ausreichenden Blutversorgung des Körpers, der Funktion des Nervensystems und der Sauerstoffversorgung des Gewebes." Die neu gefundene Art ist bisher noch unbekannt. Young sagt dazu: "Wir haben ein sehr ungewöhnliches Exemplar gefunden, das die Vielfältigkeit und das Geheimnisvolle urzeitlichen Lebens illustriert".

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.