Beobachtungstipp: Der Herr der Ringe erobert die April-Nächte
Am Morgen des 4. April stand Saturn, der "Herr der Ringe", genau in Opposition zur Sonne. Diese Stellung beschert uns in den Wochen vor und nach diesem Datum optimale Beobachtungsbedingungen für den Ringplaneten vom späten Abend bis nach Mitternacht. Im Laufe des Jahres durchläuft seine Bahn am Himmel die "Oppositionsschleife", die im Sternbild Jungfrau, nordwestlich der hellen Spika, liegt. Angrenzend im Nordwesten steht der Löwe, im Norden Arktur, der hellste Stern des Bärenhüters, im Süden der Rabe (siehe beigestellte Karte).
Dank der Oppositionsstellung im April erreicht die Saturnkugel einen scheinbaren Durchmesser von 19,2 Bogensekunden, das Ringsystem 43,6 Bogensekunden. Diese Werte werden im Laufe des Jahres allerdings nur wenig kleiner, da die relative Änderung der Entfernung des Saturn zur Erde weniger stark ausfällt als beispielsweise diejenige der nahen Planeten Mars und Venus. Wichtiger als die Wahl des Beobachtungsmonats ist es somit, den Planeten in seiner höchsten Stellung im Süden, zu seiner Kulmination, abzupassen. Mit etwa minus zwei Grad Deklination steht er dann nämlich in Hamburg 35 Grad und in München 40 Grad über dem Horizont. In geringerer Höhe beeinträchtigen die schlechte Luftruhe und der oft starke Dunst zunehmend die Beobachtung, aber auch von Nacht zu Nacht treten große Unterschiede auf.
Schon beim ersten Blick auf Saturn dürfen wir jetzt eine erfreuliche Feststellung machen: Nachdem sein Ring in den letzten zwei Jahren nahezu in Kantenstellung zu sehen war, öffnet er sich nun langsam. Damit wird auch die größte Ringteilung ab Vergrößerungen von etwa 120-fach endlich wieder sichtbar. Sie wurde nach ihrem Entdecker Jean-Dominique Cassini (1625 – 1712) Cassini-Teilung genannt. Ein gutes Sechs-Zoll-Spiegelteleskop oder ein Vier-Zoll-Refraktor reichen dazu schon aus, sofern die Luft ruhig ist.
Der Öffnungswinkel des Saturnrings beträgt jetzt im April rund acht Grad (Das Bild oben, Ende Januar entstanden, zeigt in etwa den aktuellen Anblick). Von den Monden des Saturn lassen sich vor allem seine beiden größten Trabanten Titan und Rhea schon in einem kleinen Refraktor gut erkennen, und Dione lässt sich in einem Teleskop ab etwa sechs Zoll auffinden. Mit größeren Teleskopen mit Öffnungen zwischen 8 und 16 Zoll lassen sich von den inneren Monden noch Tethys und – bereits schwierig – Enceladus ausmachen, die unweit der äußeren Ringkante umlaufen.
Um das störende Streulicht des hellen Saturn bei diesen Beobachtungen zu vermeiden, sollten Sie zuvor besonders die Augenlinse des Okulars mit reinem Alkohol und einem Wattestäbchen gut reinigen!
Klaus-Peter Schröder
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