Mount Everest: Der Hillary Step ist abgebrochen
An guten Tagen für den Gipfelsturm stauten sich am Hillary Step die Bergsteiger: Der markante Felsvorsprung kurz unterhalb des Gipfels war die letzte Hürde, die Bergsteiger überwinden mussten, bevor sie den höchsten Punkt der Erde erreichten. Doch die zwölf Meter hohe Felswand existiert so nicht mehr, wie der britische Bergsteiger Tim Mosedale gegenüber britischen Medien bestätigte. Sie brach sehr wahrscheinlich während des schweren Erdbebens in Nepal im April 2015 ab. Schon im Mai 2016 hatten verschiedene Bergsteiger vermutet, dass die Felspartie zerstört wurde – wie etwa Angehörige der American Himalayan Foundation, die entsprechende Bilder auf ihrer Facebook-Seite gepostet hatte.
Starke Schneefälle hatten den Hillary Step allerdings weitgehend überdeckt, so dass eine endgültige Bestätigung noch ausstand. Auch Mosedale hatte dies 2016 vermutet, erst sein insgesamt sechster Aufstieg am 16. Mai 2017 brachte Gewissheit. Weiterhin unklar ist allerdings, ob der Abbruch den Aufstieg weiter erschwert oder erleichtert. Mosedale ist skeptisch, wie er auf Facebook schreibt. Momentan bedeckt Schnee einen Teil der Passage. Sollte dieser aber von Stürmen davongerissen werden und dann nackter Fels anstehen, könnten die Bedingungen noch schwieriger werden. "Jetzt sitzen Felsblöcke hier und dort wild aufeinander. Sie zu bewältigen, wird eine komplizierte Angelegenheit", so der Bergsteiger. Der Hillary Step war benannt nach Edmund Hillary, dem Neuseeländer, der 1953 zusammen mit dem nepalesischen Bergführer Tenzing Norgay als erster Mensch den Gipfel des 8848 Meter hohen Mount Everest bestieg – die auch Nichtkletterern bekannte Passage befand sich in rund 8760 Meter Höhe.
Nach dem Beben wurde mehrfach spekuliert, wie sich der kräftige Stoß auf den höchsten Gipfel der Erde ausgewirkt haben könnte. Der Berg liegt östlich der eigentlichen Bruchzone und damit der hauptsächlichen Gesteinsbewegung. Der Mount Everest habe sich allenfalls um wenige Millimeter gehoben, schätzten Geologen nach dem Ereignis. Erste Datenanalysen des US Geological Survey basierend auf Radarmessungen des Sentinel-1-Satelliten legten nahe, dass der Berg um 2,5 Zentimeter geschrumpft sein könnte, weil das Gebiet in Form einer Gegenbewegung abgesunken ist. Einen gewissen Effekt hatten aber vielleicht die riesigen Lawinen, die am Berg abgingen und mehrere Bergsteiger und Sherpas töteten. Das Gewicht von Eis und Schnee drückt das Massiv normalerweise tiefer in den Erdmantel, die Druckentlastung sorgt dafür, dass es aufsteigt – ein Prozess, den man als Isostasie bezeichnet. Doch dadurch hebt sich der Everest ebenfalls nur minimal.
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