Paläontologie: Der katalanische Uropa
Meist stehen nur ein paar Zähne zur Verfügung, mit denen Paläontologen unsere Ahnenreihe rekonstruieren - wenn überhaupt. Doch jetzt tauchte in Spanien das fast vollständige Skelett eines menschenaffenähnlichen Geschöpfs auf, das vielleicht zu unseren Vorfahren zählte.
1856 – in dem Jahr, als Arbeiter im Neandertal bei Düsseldorf auf die Überreste eines menschlichen Wesens stießen – grub auch ein französischer Geologe namens Fontan in einem Tonsteinbruch südlich von Toulouse einen Knochen aus, der heftige Diskussionen über das Bild des Menschen und seiner Entstehung auslösen sollte. Der affenartige Unterkiefer aus einer 13 bis 14 Millionen Jahre alten Schicht könnte vielleicht zu einem Vorfahren des Menschen zählen. Da man an der Fundstätte auch fossile Eichenstämme fand, schlug der Paläontologe Edouard Lartet als Name für das Wesen Dryopithecus fontani vor (drys, griech.: Eiche; pithekos, griech.: Affe).
All diese Funde unserer potenziellen Ahnen aus der Epoche des Miozän sind jedoch spärlich und beschränken sich meist auf nur wenige Knochen. Um so spektakulärer erscheint daher die Entdeckung, die Paläontologen aus Spanien jetzt machen konnten.
Die Überreste stammen vermutlich von einem schimpansengroßen Männchen, das etwa 35 Kilogramm auf die Waage brachte und sich von Früchten ernährte. Aus anatomischen Merkmalen, die bei Gibbons und anderen Affen noch fehlen – wie einem flachen Brustkorb, kurze und steife Lendenwirbel, gerade Schulterblätter und flexible Handgelenke –, schließen die Forscher, dass Pierolapithecus nicht nur gewandt Bäume erklimmen, sondern sich auch am Boden zu seiner vollen Größe aufrichten konnte. Auch sein kurzes Gesicht und die Lage der Nasenwurzel erinnern schon stark an moderne Menschenaffen. Andere Merkmale, wie die abgeschrägte Gesichtsform und die kurzen Finger und Zehen, wirken dagegen noch primitiv.
Müssen wir damit unsere äffische Wurzel in Europa suchen? Das bezweifelt Moyà-Solà: "Afrika ist die Keimzelle der Primaten. Afrikanische Fossilien aus dem unteren und mittleren Miozän zeigen eine fantastische Vielfalt primitiver Menschenaffen. In Eurasien tauchten die Großen Menschenaffen plötzlich im mittleren Miozän auf – vorher waren hier Primaten fast unbekannt. Deshalb liegt meiner Meinung nach der Ursprung in Afrika."
Inzwischen gilt als sicher, dass Dryopithecus tatsächlich zu der Zeit lebte, in der die ersten Großen Menschenaffen auftauchten – unmittelbar nachdem sich die Gibbons von dieser Primatengruppe abspalteten, zu der neben Gorillas und Schimpansen auch der Mensch gehört. Als einer ihrer Stammväter zählt Proconsul, der vor 22 Millionen Jahren auf ostafrikanischen Bäumen hockte. Und auch Dryopithecus, der zwar in Europa entdeckt wurde, ist vermutlich einst aus Afrika eingewandert.
All diese Funde unserer potenziellen Ahnen aus der Epoche des Miozän sind jedoch spärlich und beschränken sich meist auf nur wenige Knochen. Um so spektakulärer erscheint daher die Entdeckung, die Paläontologen aus Spanien jetzt machen konnten.
Dabei fing auch hier alles klein an: Bei dem Dorf Els Hostalets de Pierola bei Barcelona stießen Arbeiter mit einer Planierraupe auf einen Zahn – für die Wissenschaftler um Salvador Moyà-Solà vom Paläontologischen Institut Miquel Crusafont in Sabadell ein gefundenes Fressen. Weitere Grabungen brachten insgesamt 83 Knochen zu Tage, darunter Teile eines Schädels, Rippen, Wirbel sowie Arm- und Beinknochen. Das Alter ihres Fundes schätzen die Forscher auf 12,5 bis 13 Millionen Jahre. Damit gehört Pierolapithecus catalaunicus – so tauften die Paläontologen ihre neu entdeckte Art zu Ehren des Fundortes – zu den vollständigsten Skeletten eines Menschenaffen aus dem Miozän.
Die Überreste stammen vermutlich von einem schimpansengroßen Männchen, das etwa 35 Kilogramm auf die Waage brachte und sich von Früchten ernährte. Aus anatomischen Merkmalen, die bei Gibbons und anderen Affen noch fehlen – wie einem flachen Brustkorb, kurze und steife Lendenwirbel, gerade Schulterblätter und flexible Handgelenke –, schließen die Forscher, dass Pierolapithecus nicht nur gewandt Bäume erklimmen, sondern sich auch am Boden zu seiner vollen Größe aufrichten konnte. Auch sein kurzes Gesicht und die Lage der Nasenwurzel erinnern schon stark an moderne Menschenaffen. Andere Merkmale, wie die abgeschrägte Gesichtsform und die kurzen Finger und Zehen, wirken dagegen noch primitiv.
"Die Bedeutung dieses Fossils liegt darin, dass hier zum ersten Mal die Schlüsselmerkmale erhalten sind, die einen modernen Menschenaffen ausmachen", betont Moyà-Solà. Pierolapithecus catalaunicus könnte damit der Vorfahre sein, von dem die Gruppe der Menschenaffen, einschließlich des Menschen, abstammt – oder er hat diesem Vorfahren zumindest sehr ähnlich gesehen.
Müssen wir damit unsere äffische Wurzel in Europa suchen? Das bezweifelt Moyà-Solà: "Afrika ist die Keimzelle der Primaten. Afrikanische Fossilien aus dem unteren und mittleren Miozän zeigen eine fantastische Vielfalt primitiver Menschenaffen. In Eurasien tauchten die Großen Menschenaffen plötzlich im mittleren Miozän auf – vorher waren hier Primaten fast unbekannt. Deshalb liegt meiner Meinung nach der Ursprung in Afrika."
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