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Klimawandel: Extremwetter bedroht die Gesundheit immer stärker

Naturkatastrophen sorgen zunehmend für Hunger und Krankheiten in Afrika. Aber auch in Deutschland sind extreme Wetterereignisse für immer mehr Tote verantwortlich.
Beschädigtes Haus nach Zyklon

In Afrika gehen inzwischen viele Gesundheitsnotfälle auf klimatische Bedingungen zurück. Bei mehr als der Hälfte der in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Region verzeichneten Notlagen der öffentlichen Gesundheit sei das der Fall gewesen, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch mit.

Eine Analyse der WHO zeigt demnach, dass 56 Prozent der zwischen 2001 und 2021 registrierten 2212 Gesundheitsnotfälle in Afrika klimabedingt waren. Die gesamte Gesundheitsgrundlage des Kontinents sei durch heftiger werdende Klimaereignisse gefährdet, warnte die WHO. »In Afrika verschärfen häufige Überschwemmungen sowie wasser- und vektorübertragene Krankheiten die Gesundheitskrisen«, sagte die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti.

Durch Wasser übertragene Krankheiten machten laut WHO in den vergangenen 20 Jahren rund 40 Prozent der klimabedingten Gesundheitsnotfälle aus. Durchfallerkrankungen seien die dritthäufigste Krankheits- und Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren. Durch Vektoren wie Mücken oder Zecken übertragene Krankheiten – insbesondere Gelbfieber – waren für 28 Prozent der klimabedingten Notfälle verantwortlich. Zudem hätten Naturkatastrophen, vor allem Überschwemmungen, seit 2010 »dramatisch zugenommen« und zu gesundheitlichen Auswirkungen wie Unterernährung und Hunger geführt.

Afrikas Sahelzone steht nach Angaben internationaler Hilfsorganisationen derzeit kurz vor der schlimmsten Nahrungsmittelkrise seit zehn Jahren. In den nächsten drei Monaten könnten in der Sahel 53 Millionen Menschen hungern. In ganz Afrika sei mehr als ein Viertel der Bevölkerung, knapp 350 Millionen Menschen, von einer »alarmierenden Hungersituation« betroffen, hieß es vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).

In Deutschland sterben immer mehr Menschen durch Hautkrebs und Flüssigkeitsmangel

Aber auch in Deutschland sind extreme Wetterereignisse inzwischen für immer mehr Todesfälle verantwortlich. Anlässlich des Weltgesundheitstags am 7. April 2022 hat das Statistische Bundesamt dazu Zahlen der vergangenen 20 Jahre zusammengetragen. Dabei hebt es drei Beispiele für Hitze- und Sonneneinstrahlungsfolgen aus der Krankenhausstatistik und der Todesursachenstatistik hervor. »Die Zahl der Hautkrebsbehandlungen in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren fast stetig zugenommen«, berichten die Statistiker. Im Jahr 2020 wurden 81 Prozent mehr Menschen mit Hautkrebs im Krankenhaus stationär behandelt als im Jahr 2000. 2020 starben rund 4000 Menschen an Hautkrebs.

»Neben Krankheiten der Haut ist auch der so genannte Volumenmangel immer häufiger die Ursache für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle«, heißt es in dem Bericht weiter. Gemeint ist Austrocknung, entweder weil man zu wenig Flüssigkeit aufnimmt oder zu viel verliert. Etwa 108 000 Menschen wurden im Jahr 2020 deswegen im Krankenhaus behandelt – 177 Prozent mehr als im Jahr 2000.

Die Zahl der Todesfälle durch Flüssigkeitsmangel hat sich innerhalb von 20 Jahren sogar mehr als verachtfacht. 2020 starben knapp 3300 Menschen daran. Diese Zahl dürfte in Wahrheit aber noch höher sein, glaubt Christian Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG): Hitze werde als Kofaktor bei der Todesursache nur selten berücksichtigt. Schulz geht von einer großen Dunkelziffer aus.

Teilweise ist der Anstieg der Todesfälle durch Klimaauswirkungen allerdings auch altersbedingt. So betreffen Hautkrebs und Flüssigkeitsmangel besonders häufig ältere Menschen, deren Zahl in den vergangenen Jahren in Deutschland ebenfalls zugenommen hat. (dam)

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