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England: Der König der Schläger - Jugendgangs in Manchester

Fransige Haare, die Mütze schief auf dem Kopf und weit geschnittene Schlaghosen – das lässt an die protestierenden Studenten der 1970er Jahren denken. Doch stammt diese Beschreibung aus einem Polizeibericht über marodierende Halbstarke im Manchester des Jahres 1894.

Seit vielen Jahren schon hat Andrew Davies, Historiker an der University of Liverpool, Polizei-, Gerichts- und Gefängnisakten, Vernehmungsprotokolle sowie Zeitungsausschnitte gesammelt. Diese Dokumente zeigen ein bisher ungekanntes Bild von Jugendkultur und -gewalt im viktorianischen England: die ältesten Bandenkriege der Welt.

Davies konnte im Manchester der Jahrhundertwende über 30 Jahre lang Konflikte zwischen rivalisierenden Banden nachweisen. Deren Mitglieder – Frauen und Männer im Alter von 14 bis 21 – bekriegten sich mit Fäusten und Messern, nicht selten gab es Tote und Verletzte. Meist reichte es schon, wenn ein Mitglied der einen Gang in das Gebiet einer anderen kam, um eine Schlägerei auszulösen. Die ganze Stadt war unter den Gruppen aufgeteilt, die vielen Bars und Musikhallen bildeten ihre Hauptquartier – wehe dem, der die falsche Kneipe betrat.

Den Gangs ging es laut Davies vor allem um die eigene Reputation. Straßenüberfälle waren eher ungewöhnlich. Jede Bande wollte die härteste der Stadt sein. Manchmal kam es zu Massenprügeleien, bei denen über 500 Jugendliche um ihre "Ehre" kämpften. Einer von ihnen – von den Zeitungen zum "König der Schläger" gekürt – ließ sich diesen Titel sogar auf seine Kleidung sticken.

Robin Gerst

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