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News: Der Lieferanteneingang Roms

In einem großen Teil Europas begegnen wir den Überresten römischer Kultur. Immer wieder erstaunlich sind dabei zum Beispiel die alten Wasserleitungen mit ihren Aquädukten. Dabei war die Versorgung der Bevölkerung mit frischem Wasser nur ein Beispiel für die hervorragende Infrastruktur in dieser Zeit, ein weiteres war der blühende Handel. Nun ist es Archäologen mit Hilfe von geophysikalischen Untersuchungsmethoden gelungen, Bilder von Portus, dem ehemaligen Hafen Roms, zu erhalten.
Portus, der alte Hafen Roms, liegt nördlich der Ruinen von Ostia und südlich des Flughafen Fiumicino. Der römische Kaiser Claudius hat ihn zwischen 41 und 54 nach Christus erbauen lassen, und zwischen 98 und 117 wurde er von Trajan erweitert. Portus war der Haupthandelshafen für Rom und die umliegenden Provinzen. Bisher wußten Archäologen nur sehr wenig über seinen Aufbau und seine Verbindungen zu Rom und zum Tiber, obwohl seine Lage schon seit dem sechzehnten Jahrhundert bekannt ist. Eine geophysikalische Untersuchung der Stelle durch Simon Keay und Martin Millett vom Department of Archeology an der University of Southampton in Zusammenarbeit mit der British School at Rome und der Soprintendenza Archeologica di Ostia hat nun überraschend klare Bilder des uralten Hafens geliefert.

Der sechseckig angelegte Hafen von Trajan hatte Verbindungen zum Meer und zum Tiber. An seiner östlichen Seite entdeckte das Archäologenteam Reihen mit Lagerhäusern und einen Säulengang. Noch interessanter sind die Entdeckungen, die sie zwischen dem eigentlichen Hafen und dem Tiber gemacht haben. Hier befindet sich eine spätrömische Mauer, die Portus zur Landseite hin abgrenzte. Außerdem ist ein 40 Meter breiter Kanal zu erkennen, der den Fluß mit dem trajanischen Hafen verband. Am Kanal befinden sich Gebäude in denen Waren wie Keramik und Marmor gelagert wurden, die hier aus den übrigen Mittelmeerländern abgeladen wurden. Parallel zum Kanal verläuft ein Aquädukt und die Straße nach Rom, zusätzlich befinden sich dort noch einige Mausoläen. "Diese Ergebnisse sind für unser Verständnis von der komplexen Handelsstruktur Roms sehr wichtig", sagte Keay. "Die riesigen Ausmaße des Hafens zeigen, wie bedeutend die Verteilung der Lebensmittel, die aus allen Teilen des Reiches hier ankamen, für Rom gewesen ist."

Die geophysikalische Technik, welche die Wissenschaftler hier angewendet haben, ist zwar nicht neu, aber der Umfang und die Geschwindigkeit, mit der die Archäologen zu ihren Ergebnissen gekommen sind, zeigen ganz neue Möglichkeiten auf. "Wir können auf diese Weise in zwei Wochen ein Gebiet von 28 Hektar vermessen," sagte Millett, "und mit der neuen Software erhalten wir aus den Daten erstaunliche Bilder der unterirdischen Strukturen." Auf diese Weise können die Archäologen genaue Ausgrabungen, die an einigen besonderen Bauwerken geplant sind, durchführen. Ein Teil der Ausgrabungsstätte wird im nächsten Jahr zu Roms Millenniumfeier für das Publikum geöffnet sein.

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