News: Der Nagelrochen kehrt sein Innerstes nach außen
"Den genauen Mechanismus kennen wir noch nicht, aber es sind augenscheinlich mehrere muskuläre Bewegungen daran beteiligt", sagt David Sims vom Department of Zoology der University of Arberdeen. "Das Problem ist, wie man einen Schlauch umstülpt. Wenn man sich die Socken auszieht, sind sie oft von innen nach außen gekehrt. Und genau nach diesem Prinzip verfährt auch der Rochen. Dafür sind offensichtlich Muskelkontraktionen der Därme und im Rachen-Hals-Bereich verantwortlich", so Sims. Er und seine Kollegen haben in ihrem Labor einige Nagelrochen beobachtet. Sie filmten die Reaktion der Tiere auf verabreichte Brechmittel. In der Regel dauerte es zehn Minuten, dann warfen die Tiere ihre Gedärme neun Mal in vier einzelnen Salven nach außen (Nature vom April 2000).
Die gesamte Prozedur dauert nicht lange. In wenigen Sekunden hatten die Tiere erbrochen, den Magen gesäubert und wieder verschluckt. "Dieses Verhalten kann man nicht nur bei Rochen sondern auch bei Haien beobachten. Es ist also weiter verbreitet, als man allgemein vermutet", sagt Sims. Auch Frösche und Kröten entledigen sich auf diese Weise ihres ungeliebten Mageninneren. Allerdings nehmen sie ein Bein zur Hilfe, um den Magen zu reinigen, wenn er aus dem Maul heraushängt.
Indem sie Lebewesen mit ähnlichem Verhalten untersuchen, hoffen die Wissenschaftler etwas über die Evolution des autonomen Nervensystems zu erfahren. Dieser Teil des peripheren Nervensystems kontrolliert viele innere Organe und Muskeln, deren Funktionen vom Lebewesen selbst nicht beeinflussbar, sondern eher reflexartig sind.
Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven gehört der Helmholtz-Gemeinschaft an. Es widmet sich der Erforschung der Polarregionen und nimmt dabei auch Themen wie Meeresbiologie oder Klimawandel in den Blick.
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