Sonne: Nummer 25 lebt – der neue Zyklus hat begonnen!
Still war es um die Sonne in der letzten Zeit, an so manch einem Tag erschien sie gar als unbefleckte Scheibe am Tageshimmel. Grund ist das Minimum des etwa elfjährigen Sonnenzyklus, mit dem das Magnetfeld unseres Heimatsterns deutlich schwankt. Mit ihm verändert sich die Anzahl und Größe der Sonnenflecken: Seit dem letzten Zyklusbeginn im Jahr 2008 wanderten sie von hohen Breitengraden aus immer weiter auf den Äquator zu. Dabei vermehrten sie sich zunächst rasant, bis sie um das Jahr 2013 herum ihr Maximum erreichten und seitdem langsam aber stetig weniger wurden.
Nun geht es wieder aufwärts: Für viele von uns hinter grauer Nebelbewölkung verborgen, trat am 2. November 2019 zweifelsfrei die erste Fleckengruppe des neuen Aktivitätszyklus unserer Sonne in Erscheinung. Wie für die Gruppen eines beginnenden Zyklus zu erwarten, waren die Flecken weit abseits des Sonnenäquators positioniert, in hoher südlicher Breite. Ein Magnetogramm bestätigte die Natur dieses aktiven Gebiets: Seine magnetischen Pole waren entgegengesetzt zu den Magnetfeldern des alten Zyklus orientiert. Allerdings war die fragliche Fleckengruppe sehr klein und zerfiel nach nur einem Tag wieder; ihr Magnetfeld bestand nur wenige Tage länger.
Doch bereits vom 12. bis etwa zum 14. November 2019 ließ sich eine zweite, deutlicher ausgeprägte Gruppe des neuen Zyklus beobachten – ebenfalls auf der Südhemisphäre, auf einem dem ersten Fleck gegenüberliegenden Längengrad. Dieses Aktivitätsgebiet und die damit in Verbindung stehenden hellen Fackeln waren auch deutlich langlebiger: Das Magnetfeld Bestand etwa zwei Wochen lang. Ansonsten blieb die Sonne im vergangenen November weitgehend inaktiv.
Vor rund elf Jahren, nach einem extrem ausgeprägten Aktivitätsminimum, trat der erste Fleck des damals neuen und nunmehr abgeklungenen 24. Zyklus bereits ein Jahr vor dem eigentlichen Wiedererwachen der Aktivität auf. Auch gegenwärtig mag es noch eine Weile dauern, bis die Fleckentätigkeit des neuen Zyklus richtig in Schwung kommt. Die Deutlichkeit des begonnenen 25. Zyklus darf jedoch als erster Indikator für die zu erwartende Stärke betrachtet werden: Dass er im November gleich zwei Gruppen hervorbrachte, ist sehr ermutigend.
Interessanterweise trat der erste Fleck des neuen Zyklus auf der südlichen Hemisphäre auf, während im abgelaufenen 24. Zyklus die Nordhalbkugel den Ton angab. Die kommende Entwicklung könnte hingegen von der Südhalbkugel dominiert werden, denn dort zeigen die Aktivitätsgebiete nun diejenige magnetische Polarität, die zuvor die Gebiete der Nordhalbkugel aufwiesen.
Für den Sonnenbeobachter gilt es jetzt also nicht nur, die allgemeine Zunahme der Aktivität im Blick zu behalten, sondern auch zu verfolgen, wie asymmetrisch sich Flecken und Fackeln in den kommenden Monaten und Jahren auf die beiden Hemisphären der Sonne verteilen werden. Daher ist jetzt ein besonders günstiger Zeitpunkt, in die systematische Sonnenbeobachtung einzusteigen. Interessierten sei der Kontakt zur Fachgruppe Sonne empfohlen, die in ihrem regelmäßig erscheinenden Mitteilungsblatt »SONNE« sowie unter www.vds-astro.de aktuelle Informationen und praktische Anleitungen veröffentlicht.
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