Kosmologie: Ein sterbender Stern in blauer Hülle
Schön anzusehen ist der Planetarische Nebel ESO 378-1 im Sternbild Wasserschlange (lateinisch: Hydra). Er ist rund 3500 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von etwa vier Lichtjahren. ESO 378-1 wird auch als "südlicher Eulennebel" bezeichnet, da sich in seinem Inneren etwas weniger dichte Partien befinden, die mit etwas Fantasie als ein Eulengesicht gedeutet werden können. Der Spitzname ist eine Anspielung auf den Eulennebel Messier 97 im Sternbild Großer Bär, der eine sehr ähnliche Struktur in seinem Inneren aufweist. Es ist das bislang beste Bild dieses selten beobachteten Objekts und wurde mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile aufgenommen. Von Mitteleuropa aus ist ESO 378-1 wegen seiner sehr südlichen Lage bei einer Deklination von –34 Grad kaum zu beobachten.
Planetarische Nebel sind eine kurzlebige Phase im Sterbeprozess von Sternen mittlerer Masse und haben Lebensdauern von nur wenigen zehntausend Jahren. Sie entstehen, wenn Sterne von etwas mehr als der Masse der Sonne bis maximal acht Sonnenmassen das Ende ihrer Entwicklung erreicht haben und sich zu einem Roten Riesen aufblähen. Die Roten Riesen entwickeln einen enormen Sternwind, der einen Großteil der Sternmasse in den umgebenden Weltraum bläst. Schließlich erlöschen die Kernreaktionen im Zentrum des Roten Riesen, worauf die Kernzone schrumpft. Aus ihr entwickelt sich ein Weißer Zwerg, ein Objekt von der Größe der Erde, das aber bis zu 1,4 Sonnenmassen enthalten kann. Es ist durch die Kontraktion extrem heiß und gibt große Mengen an ultravioletter Strahlung ab. Trifft diese auf die zuvor ausgestoßenen Gasmassen, so werden letztere zur Aussendung von sichtbarem und infrarotem Licht angeregt – ein Planetarischer Nebel leuchtet auf. Ungewöhnlich an ESO 378-1 ist seine praktisch perfekt kugelförmige Struktur. Offenbar war der Sternwind des Vorgängersterns wenig turbulent und strömte laminar in die Umgebung. Viele Planetarische Nebel zeigen dagegen komplexe Formen, die ihnen ein teilweise sehr bizarres Aussehen verleihen können.
Ihren Namen erhielten diese Objekte nach dem Anblick in den frühen kleinen Teleskopen des 17. und 18. Jahrhunderts, der an unscharfe Planetenscheibchen erinnerte. Mit Planeten stehen sie aber in keinerlei Zusammenhang. Planetarische Nebel sind recht kurzlebig, da sich die Gashülle um den Weißen Zwerg immer weiter ausdehnt. Schließlich wird die Gashülle so dünn, dass ihr Leuchten nicht mehr wahrzunehmen ist. Zurück bleibt nur noch der Weiße Zwerg im Zentrum, der wie ein geiziger Gnom seine Energie nur langsam abgibt und dabei immer leuchtschwächer wird. Er zehrt von seinen Energievorrat, da in ihm keine Fusionsreaktionen mehr ablaufen. Allerdings benötigt er eine sehr lange Zeit von vielen Milliarden Jahren, bis er völlig ausgekühlt ist und schließlich zum Schwarzen Zwerg wird.
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