Meeresbiologie: Der Rest vom Paradies
Riesige Tiere leben in den eiskalten Regionen der Arktis und Antarktis. Doch was hält Wale und Robben in dieser ungemütlichen Gegend? Vermutlich war es der Mensch, der sie dahin vertrieben hat.
Die Polargebiete gehören zu den unwirtlichsten Gegenden der Erde, und doch leben hier die größten Tiere – im Meer. Der Grund für die Vielzahl von Walen und Robben in Arktis und Antarktis schien bisher in dem scheinbar unerschöpflichen Nahrungsreichtum zu liegen.
Hierzu vergleichen die Wissenschaftler die Polarregionen mit anderen Ökosystemen der Erde: Denn ähnlich wie der Fischreichtum afrikanischer Binnengewässer entscheidend von den Flusspferden abhängt, prägen Großsäuger vielleicht auch in den kältesten Meeren des Planeten ihren Lebensraum. Das Bild von kurzen Nahrungsketten mit wenigen beteiligten Organismen stellt nach Ansicht von Smetacek und Nicol eine zu stark vereinfachte Sicht polarer Ökosysteme dar. Schließlich ist die Artenvielfalt in Arktis und Antarktis vergleichbar hoch wie in den Meeren der gemäßigten Breiten.
Welche Bedeutung haben nun die großen Säugetiere in den kältesten Meeren der Erde? Wie beeinflussen sie mit ihrer Fraßtätigkeit und ihre Ausscheidungsprodukten die Stabilität der Ökosysteme?
Um das besser zu verstehen, begeben sich die beiden Meeresforscher an Land: Bekannterweise prägten große Pflanzenfresser nicht nur in Ostafrika entscheidend ihren Lebensraum, denn vor dem Erscheinen des modernen Menschen waren sie weltweit verbreitet. Erst mit der Ausrottung der Mammute und fast aller Landgroßtiere in Europa, Asien, Amerika veränderten sich hier die Landschaften.
Mit der Erfindung der Schifffahrt brachte das Landtier Mensch den Exodus auch in die Meere. Die Ausrottung des europäischen Grauwals und der Steller’schen Seekuh im Nordpazifik sind ebenso Beispiele hierfür wie der drastische Rückgang fast aller anderen Großtiere in den Meeren der gemäßigten Breiten.
Demnach könnten marine Großsäuger einst viel weiter verbreitet gewesen und erst durch den Menschen in die Polarregionen zurückgedrängt worden sein. Ihr Verschwinden in den gemäßigten Meeren hat vermutlich tief greifende Veränderungen des gesamten Ökosystems nach sich gezogen.
Nur in Arktis und Antarktis, den polaren "Serengetis", hielt sich ein weit gehend intaktes Ökosystem mit Restbeständen früherer Vielfalt. Hier – in den für Menschen unzugänglichen Regionen der Erde – konnten sich die Riesen der Tierwelt zurückziehen und überleben.
Doch mit dem weltweiten Anstieg der Temperaturen verändern sich auch die polaren Gebiete, wobei der Wandel auf Grund der Unterschiede in Geografie und Funktion des Ökosystems in Arktis und Antarktis vermutlich nicht gleichartig verlaufen wird. Erst ein besseres Verständnis der ökologischen Bedeutung der Großtiere in den Meeren ermöglicht sinnvolle Maßnahmen zum Schutz und Erhalt dieser bedrohten Lebensräume.
Doch diese Sicht greift zu kurz, sind Victor Smetacek vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und Stephen Nicol von der Tasmanischen Universität in Hobart überzeugt. Die beiden Meeresforscher interessieren sich dafür, welche Rolle die Großsäuger in den polaren Ökosystemen spielen.
Hierzu vergleichen die Wissenschaftler die Polarregionen mit anderen Ökosystemen der Erde: Denn ähnlich wie der Fischreichtum afrikanischer Binnengewässer entscheidend von den Flusspferden abhängt, prägen Großsäuger vielleicht auch in den kältesten Meeren des Planeten ihren Lebensraum. Das Bild von kurzen Nahrungsketten mit wenigen beteiligten Organismen stellt nach Ansicht von Smetacek und Nicol eine zu stark vereinfachte Sicht polarer Ökosysteme dar. Schließlich ist die Artenvielfalt in Arktis und Antarktis vergleichbar hoch wie in den Meeren der gemäßigten Breiten.
Arktis und Antarktis unterscheiden sich jedoch erheblich beim Blick auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen und auf die Schlüsselorganismen der Nahrungskette: In der Antarktis begrenzt vor allem die Verfügbarkeit von Eisen das Wachstum im System. Der in ungeheuren Mengen auftretende Krill, eine Krebsart, bildet eine wesentliche Nahrungsgrundlage der größeren Tiere. In der Arktis nehmen Fische die ökologische Bedeutung des Krills ein, die Produktivität der arktischen Meere wird häufiger durch die Verfügbarkeit von Nährstoffen begrenzt.
Welche Bedeutung haben nun die großen Säugetiere in den kältesten Meeren der Erde? Wie beeinflussen sie mit ihrer Fraßtätigkeit und ihre Ausscheidungsprodukten die Stabilität der Ökosysteme?
Um das besser zu verstehen, begeben sich die beiden Meeresforscher an Land: Bekannterweise prägten große Pflanzenfresser nicht nur in Ostafrika entscheidend ihren Lebensraum, denn vor dem Erscheinen des modernen Menschen waren sie weltweit verbreitet. Erst mit der Ausrottung der Mammute und fast aller Landgroßtiere in Europa, Asien, Amerika veränderten sich hier die Landschaften.
Mit der Erfindung der Schifffahrt brachte das Landtier Mensch den Exodus auch in die Meere. Die Ausrottung des europäischen Grauwals und der Steller’schen Seekuh im Nordpazifik sind ebenso Beispiele hierfür wie der drastische Rückgang fast aller anderen Großtiere in den Meeren der gemäßigten Breiten.
Demnach könnten marine Großsäuger einst viel weiter verbreitet gewesen und erst durch den Menschen in die Polarregionen zurückgedrängt worden sein. Ihr Verschwinden in den gemäßigten Meeren hat vermutlich tief greifende Veränderungen des gesamten Ökosystems nach sich gezogen.
Nur in Arktis und Antarktis, den polaren "Serengetis", hielt sich ein weit gehend intaktes Ökosystem mit Restbeständen früherer Vielfalt. Hier – in den für Menschen unzugänglichen Regionen der Erde – konnten sich die Riesen der Tierwelt zurückziehen und überleben.
Doch mit dem weltweiten Anstieg der Temperaturen verändern sich auch die polaren Gebiete, wobei der Wandel auf Grund der Unterschiede in Geografie und Funktion des Ökosystems in Arktis und Antarktis vermutlich nicht gleichartig verlaufen wird. Erst ein besseres Verständnis der ökologischen Bedeutung der Großtiere in den Meeren ermöglicht sinnvolle Maßnahmen zum Schutz und Erhalt dieser bedrohten Lebensräume.
© Alfred-Wegener-Institut/spektrumdirekt
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