Dawn-Mission: Der Riesenkrater auf Vesta kommt in Sicht
Immer besser werden die Aufnahmen des rund 530 Kilometer großen Asteroiden Vesta, die von der sich annähernden US-Raumsonde Dawn stammen. Dieses am 1. Juli 2011 aufgenommene Bild entstand aus einer Entfernung von rund 100 000 Kilometern und erreicht eine Auflösung von 9,3 Kilometern pro Bildpunkt. Deutlich lassen sich kleinere und größere Einschlagkrater auf dem rundlichen, aber unregelmäßig geformten Himmelskörper ausmachen.
Besonders auffällig ist der rundliche Berg auf der Südhalbkugel von Vesta, der genau auf dem Südpol liegt. Es ist der Zentralberg eines riesigen Einschlagkraters mit einem Durchmesser von 430 Kilometern. Er nimmt damit praktisch die gesamte Südhemisphäre von Vesta ein. Wäre der einschlagende Körper nur ein wenig massereicher gewesen, so hätte er bei seinem Einschlag Vesta wohl vollständig in kleinere Splitter zersprengt. Der Einschlag muss schon kurze Zeit nach der Entstehung von Vesta vor rund 4,5 Milliarden Jahren erfolgt sein.
Tatsächlich wurden bei dem Ereignis große Mengen an Gesteinsmaterial herausgeschleudert, die wegen der geringen Schwerkraft von Vesta in den umgebenden Weltraum entwichen. Diese Trümmer wurden in der Folge durch Schwerkraftstörungen durch den Planeten Jupiter aus ihren Bahnen abgelenkt und bilden heute die Asteroidenfamilie der Vestoiden. Sie lassen sich spektroskopisch anhand der Ähnlichkeit ihrer Spektren mit demjenigen von Vesta erkennen. Vesta gehört zu den relativ seltenen differenzierten Asteroiden. Sie gliedert sich somit in eine basaltische Kruste, einen Mantel aus dichteren Silikatmineralen und einem aus metallischen Nickel-Eisen bestehenden Kern. Damit entspricht ihr Aufbau einem terrestrischen Planeten wie der Erde, nur auf sehr viel kleinerem Maßstab.
Die beim großen Einschlag ausgeworfenen Trümmer sind im Asteroidengürtel weiteren Kollisionen unterworfen, wodurch kleine Splitter von ihnen auch als Meteoriten auf die Erde gelangen. Ihre Laborspektren ähneln sehr stark dem Spektrum von Vesta. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass wir bereits Bruchstücke dieses Himmelskörpers in unsere Hände nehmen können. Diese bilden die seltene Gruppe der HED-Meteoriten, die sich aus Howarditen, Eukriten und Diogeniten zusammensetzt. Die Eukrite stammen aus der basaltischen Kruste und wurden vor rund 4,5 Milliarden Jahren durch Vulkane an die Oberfläche befördert. Diogenite stammen aus den tieferen Mantellagen von Vesta, während Howardite eine bunte Mischung aus Bruchstücken von Eukriten und Diogeniten darstellen. Eine der Hauptaufgaben der Raumsonde Dawn ist es, den Ursprung der HED-Meteoriten von Vesta eindeutig zu bestätigen.
Am 16. Juli 2011 wird die Raumsonde durch ihren Ionenantrieb relativ zum Asteroiden so weit abgebremst sein, so dass sie in eine weite Umlaufbahn um Vesta eintritt. Aber der Ionenantrieb bleibt weiterhin in Betrieb und verringert die Distanz zu Vesta. Anfang August soll die Sonde eine erste Umlaufbahn zur Kartierung von Vesta in einem Abstand von 2700 Kilometern zur Oberfläche erreichen. Die Bahn wird in den Folgemonaten weiter bis auf eine Endhöhe von 200 Kilometern abgesenkt. Im Juli 2012 aktiviert Dawn seinen Ionenantrieb wieder, um sich allmählich aus dem Schwerefeld von Vesta zu befreien. Die Sonde tritt dann eine Reise zum Zwergplaneten Ceres an, den sie im Februar 2015 erreichen soll.
Tilmann Althaus
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.