News: Der Ruf der Natur
Um die biologische Basis dieses angeborenen Verhaltens zu bestimmen, führten Evan Balaban und seine Kollegen von der City University of New York ein bemerkenswertes Experiment durch: Sie entnahmen Wachtelembryonen Zellen, die dazu bestimmt waren, Gehirngewebe zu bilden, und pflanzten diese Hühnerembryonen ein. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler, wie die geschlüpften Hühnerküken auf Lautäußerungen von Mutter Henne und Frau Wachtel reagieren. Und siehe da, einige Hühnchen zogen die Rufe vom Wachtelweibchen den Geräuschen ihrer biologischen Mutter vor.
Beim Sezieren der manipulierten Kükengehirne stellten die Forscher durch ein unterschiedliches Färbeverhalten von hühnereigenen und -fremden Nervenzellen folgendes fest: In jungen Hühnchen, die das Wachtelweibchen als ihre Mutter ansahen, hatten sich aus den transplantierten Zellen Regionen an der Verbindungsstelle zwischen Mittelhirn und Großhirn entwickelt. Bei jenen Küken, die naturgemäß auf die Rufe ihrer richtigen Mutter reagierten, hatten die eingepflanzten Wachtelzellen hingegen andere Gehirnregionen produziert. Aus diesen Ergebnissen folgerten die Wissenschaftler, dass die angeborene Bevorzugung eines bestimmten Artrufes auf die Regionen an der Schnittstelle zwischen Mittel- und Großhirn zurückzuführen sind.
Kollegen loben die transparente Technik und sind überrascht, dass ein derartig kompliziertes Verhalten wie die Geräuschwahrnehmung so genau lokalisiert und auf eine andere Art übertragen werden kann. "Es ist ein wahrhaftiger Durchbruch in der Erforschung dieser äußerst schwer fassbaren Gehirnregionen", betont Thomas Park von der University of Illinois. Doch die Forscher wissen bislang nicht, wie diese neuentdeckten Gehirnregionen mit den Hörleitungen der Vögel verknüpft sind. "Diese Fähigkeit zu transplantieren ist ein beachtlicher Erfolg, aber nun gilt es herauszufinden, welche Kreisläufe involviert sind", hebt Masakazu Konishi vom California Institute of Technology hervor.
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