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News: Der Schutz der Geisterbären

An der Westküste Kanadas lebt eine Population weißer Bären, die jedoch nicht zu einer eigenen Art gehört. Vielmehr unterscheiden sie sich von ihren schwarzen Artgenossen nur durch ein einziges mutiertes Gen. Dadurch sind die Chancen gesunken, die seltenen Tiere zu schützen.
Am Anfang war die Erde mit Schnee und Eis bedeckt. Bis eines Tages der Schöpfer der Welt, ein schwarzer Rabe, vom Himmel herabstieg und die Pflanzen wachsen ließ und die Erde grün wurde. Doch zur Erinnerung an die weißen Tage der Welt verwandelte der Rabe jeden zehnten schwarzen Bären in einen weißen. So jedenfalls erzählen es sich die an der Westküste Kanadas wohnenden Tsimshiam, in deren Umgebung eine weiße Bärenpopulation von etwa 200 Tieren lebt.

Die seltenen Tiere, welche die Einheimischen als Geisterbären bezeichnen, werden von den Wissenschaftlern als eigene Unterart der Schwarzbären (Ursus americanus) angesehen. Benannt nach einem ehemaligen Direktor des Royal British Columbia Museum hört er auch auf den Namen Kermodebär (Ursus americanus kermodei). Doch woher kommt der Farbunterschied zwischen weißen und schwarzen Bären? Zumindest sind die Tiere keine Albinos, denn dann hätten sie auch weiße Nasen und helle Augen und Tatzen. An diesen Körperstellen gleicht der weiße Kermodebär jedoch dem Schwarzbär.

Um die genetischen Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Bären herauszufinden, analysierten Kermit Ritland und seine Kollegen von der University of British Columbia Haarproben der Tiere. Dazu legten sie "Haarfallen" aus Stacheldraht an, den sie in einer Höhe von einem halben Meter entweder entlang der Laufwege der Tiere spannten oder ihn zu Rechtecken formten. Beide Fallenarten bestückten die Forscher mit Lachsködern, und die hungrigen Bären ließen so auf der Suche nach Futter Haare an den Drähten zurück.

Wie die Wissenschaftler herausfanden, führt die Mutation eines einzigen Gens zu der Farbvariation des Bärenfells. Dieses Gen für den Melanocortin-1-Rezeptor (mc1r) spielt eine Rolle bei der Produktion von gelben oder schwarzen Pigmenten in den Haaren. Ist das Gen mutiert, produzieren die Haarzellen gar keine Pigmente mehr und das Fell bleibt weiß.

Für den Kermodebären ergibt sich damit ein Problem. Denn wahrscheinlich ist er keine eigene Art und deshalb nach dem "Endangered Species Act" nicht schützenswert. Andererseits sind die seltenen Tiere stark gefährdet, da Holzfällerfirmen ein Auge auf die kanadischen Inseln geworfen haben, auf denen die weißen Bären leben. Die Abholzung der Wälder und die dabei zu bauenden Straßen zerstören ihren Lebensraum. Zwar sind schon einige vom Kermodebären bewohnte Gebiete unter Naturschutz gestellt, für sein Überleben reicht dies aber wahrscheinlich nicht aus.

Wenn der Kermodebär auch keine eigene Art ist, könnte er laut George Amato, dem Direktor der Wildlife Conservation Society in New York, dennoch unter Schutz gestellt werden – wie andere Tierarten, die aufgrund ihrer besonderen Rolle in der Kultur von Einheimischen geschützt werden. So sind also die Tsimshiam die beste Chance für einen Schutz der Geisterbären.

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