News: Der Schutzengel des HIV
Die Wissenschaftler der Vanderbilt University vermuten nun, daß ein Molekül namens P-glycoprotein (Pgp) hier eine Rolle spielt (Journal of Clinical Investigation, Ausgabe vom 15. Januar 1998). Pgp zählt zu den sogenannten „Transporter-Molekülen“, die den Körper gegen Giftstoffe schützen, indem sie diese an ihren chemischen Bestandteilen erkennen und sie sofort aus den Zellen wieder „herauspumpen“.
Pgp tritt vor allem im Darm auf, wo es die Absorption reguliert, und in Niere und Leber. Dort sorgt es für den Abbau bestimmter Chemikalien. Nach Meinung von Kim erklärt dies, warum der Gehalt an Proteasehemmern im Blut bei den Patienten individuell so verschieden ist. Außerdem könnte das Pgp dahingehend wirken, daß es die Proteasehemmer darin hindert, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. In Mäusen, die genetisch so manipuliert wurden, daß sie kein Pgp bilden konnten, wurde bei Gabe von Proteasehemmern im Hirn eine 7 bis 40 mal größere Menge gefunden als bei nicht manipulierten Versuchtstieren mit Pgp. Bei normalen Mäusen findet sich im Hirn nur ein Zehntell der Menge Proteasehemmer wie im Blut.
Zusätzlich bilden etwa 10 Prozent der CD4-Lymphozyten im Blut selbst Pgp. Kim vermutet, daß das HIV in diesen Zellen durch deren Eigenproduktion an Pgp geschützt wird.
Als nächster Schritt wird nun die Effektivität von Medikamenten untersucht werden, in denen Proteasehemmer mit solchen Mitteln kombiniert werden, die die Aktivität von Pgp unterdrücken.
Siehe auch Spektrum Ticker vom 14.11.97:
„Ein 'Cocktail' gegen AIDS“
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