Raumfähren: Der Shuttle ist tot, es lebe der Shuttle?

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Die X-37B in der Endmontage | Dies ist eines der wenigen Bilder, das die tatsächliche Mini-Raumfähre X-37B zeigt, die am 23. April 2010 an Bord einer Atlas-V-Trägerrakete in eine Erdumlaufbahn startete. Der Zweck dieses Vehikels und des zugehörigen Programms der US Air Force ist nicht näher bekannt.
Unter der Nutzlastschutzhülle befand sich das ursprünglich von der US-Raumfahrtbehörde NASA stammende geflügelte Raumfahrzeug X-37B, genannt auch "Orbital Test Vehicle 1" (OTV-1). Es soll nun für mehrere Tage oder Wochen die Erde umkreisen und schließlich auf der Vandenberg Air Force Base (VAFB) nördlich von Los Angeles landen. Die VAFB ist der zweite US-Weltraumbahnhof, dient vornehmlich militärischen Zwecken und ist gut vor der allgemeinen Öffentlichkeit abgeschirmt. Laut Auskunft von Gary Payton, dem Untersekretär für Weltraumprogramme der US Air Force, kann das Vehikel bis zu neun Monate in der Erdumlaufbahn verbleiben.

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Die X-37B in der Nutzlastschutzhülle | Die Mini-Raumfähre X-37B der US Air Force kurz vor dem Verstauen in der im Hintergrund sichtbaren Nutzlastschutzhülle der Atlas-V-Trägerrakete.
Die NASA hatte das Raumfahrzeug unter der Bezeichnung X-37A als Testgerät für eine Raumfähre einer neuen Generation entwickelt. Es sollte ursprünglich Mitte der 2000er Jahre im Frachtraum eines Spaceshuttles ins All fliegen und nach dem Aussetzen selbstständig zur Erde zurückkehren. Die Columbia-Katastrophe im Februar 2003 machte diesen Plänen jedoch ein Ende, da nach der Wiederaufnahme der Raumfährenflüge im Jahr 2005 bis auf eine Ausnahme nur noch Flüge zur Internationalen Raumstation ISS durchgeführt wurden.

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Rückkehr der X-37B | Noch aus NASA-Tagen stammt diese Computergrafik einer zur Erde zurückkehrenden X-37B. Im Jahr 2004 stieg die US-Raumfahrtbehörde aus dem Projekt aus, das daraufhin von der US Air Force in aller Stille weitergeführt wurde.
Die nun X-37B genannte Mini-Raumfähre gelangt nur als Nutzlast an Bord einer großen Trägerrakete ins All, sie kann nicht aus eigener Kraft in den Erdorbit fliegen. Die X-37B ist 8,9 Meter lang, weist eine Flügelspannweite von 4,5 Metern auf und vermag in seiner 2,1 Meter langen und 1,2 Meter breiten Nutzlastbucht 250 Kilogramm Nutzlast ins All befördern. Laut den derzeit sehr vagen Auskünften der US-Militärs soll die X-37B als "ein erdumkreisendes Labor neue Technologien und Geräte testen, bevor diese bei operationellen Satelliten-Programmen zum Einsatz kommen". Die Frage ist nur, warum die US-Luftwaffe diesen ausgesprochen teuren Weg für ihre Testprogramme wählt, da sich Technologie-Nutzlasten auch mit gewöhnlichen Trägerraketen in die Umlaufbahn befördern lassen.
Derzeit schießen die Spekulationen wild ins Kraut, was denn die US-Militärs wirklich mit diesem Mini-Shuttle erreichen wollen, von dem sogar ein zweites Fluggerät im Bau ist. Handelt es sich vielleicht um ein Testgerät für die Entwicklung einer militärischen Raumfähre, so wie die russischen Mini-Shuttles Bor-4 und -5, die zur Erprobung von Technologien für die russische Raumfähre Buran dienten? Möchten sich die US-Militärs so einen eigenen bemannten Zugang ins All sichern, nach dem die Spaceshuttles außer Dienst gestellt sind? Die totale Abhängigkeit der USA von russischen Sojus-Raumkapseln und vom russischen politischen Wohlwollen dürfte vielen US-Militärs ein Dorn im Auge sein.
Mit einer Nutzlastkapazität von 250 Kilogramm ließen sich zur Not auch ein bis zwei Astronauten ins All befördern, aber wo sollen sie hinfliegen? Sicherlich unsinnig ist die Vorstellung, die X-37B könnte ein Prototyp für einen neuen Träger für Kernsprengköpfe sein. Diese Aufgabe erledigen die schon lange eingeführten Interkontinentalraketen sehr viel billiger und zuverlässiger.
Soll die X-37B als Aufklärungsraumschiff dienen? Dafür spräche, dass ihre Steuertriebwerke Geschwindigkeitsänderungen von bis zu 1100 Meter pro Sekunde durchführen können. Damit ließen sich verdächtige Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen kurzfristig anfliegen und im Detail inspizieren.
Es bleibt nun abzuwarten, ob die US Air Force in den nächsten Tagen und Wochen vielleicht doch noch mehr Details zu diesem Programm veröffentlicht, die dazu beitragen, den Schleier der Geheimhaltung etwas mehr zu lüften.
Tilmann Althaus
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