News: Der Stoff, aus dem Erinnerungen sind
Um diese Frage zu beantworten, behandelten Tracey Shors und ihre Kollegen von der Rutgers University in New Jersey Ratten mit Methylazoxymethanol (MAM). Diese Substanz tötet sich teilende Zellen ab und unterdrückt somit auch die Neubildung von Nervenzellen (Neurogenese) im Hippocampus. Die Forscher trainierten diese Ratten zusammen mit normalen Artgenossen auf eine bestimmte Gedächtnisaufgabe, die von der besagten Hirnregion gesteuert wird: Sie setzten die Versuchstiere zunächst einem neutralen Summton aus und reizten – nach einer kurzen Verzögerung – die Augenlider der Tiere. Nach mehreren Durchläufen testeten sie, ob die Ratten auch auf den Summton allein reagierten.
Die Forscher stellten fest, dass die normalen Ratten bereits blinzelten, wenn nur das Geräusch ertönte. Diese Versuchstiere waren somit "schlau" geworden und erinnerten sich an den unangenehmen Reiz. Ihre Artgenossen, die mit MAM behandelt wurden, wiesen jedoch offensichtliche Gedächtnislücken auf. Selbst nach unzähligen Probeläufen zeigten jene Versuchstiere kaum eine Reaktion. Andere Gedächtnisaufgaben, bei denen der Hippocampus nicht beteiligt war, konnten die Tiere dagegen gut bewältigten. Daher schließen die Forscher aus, dass bereits existierende Nervenzellen durch MAM geschädigt wurden.
Demnach kommt den sich entwickelnden Nervenzellen im Hippocampus wahrscheinlich eine entscheidende Funktion zu: Nur wenn diese Hirnregion stetig mit frischen Neuronen versorgt wird, ist sie vermutlich in der Lage, Erinnerungen abzuspeichern. Diese Studie hat eine Frage beantwortet, die seit der Entdeckung der sich neubildenden Nervenzellen ungeklärt blieb, betont der Neurobiologe Rob Malenka der Stanford University. "Dieses Experiment musste dringend durchgeführt werden, und ich bewundere die Forscher, dass sie es nun getan haben."
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